Da muss man gewesen sein
* Unser 2.Urlaub 2001 * Teil 4 *

"Montserrat"


* Der Wahlfahrtsort * Infos und Bilder *


* Einzigartig *


* Der Berg *

Der Montserrat ist ein Berg, der beim ersten Anblick Überraschung hervorruft.
Schon von ferne fällt das eigenartige Gebirgsmassiv inmitten der Ebene ins Auge.
Von welcher Seite man sich auch dem Gebirge nähert, man hat stets den Eindruck, als ragten seine aneinandergereihten Bergspitzen den Zähnen einer mächtigen Säge gleich am Horizont empor.
Daher auch sein Name; denn das katalanische Wort Montserrat bedeutet soviel wie "gesägter, zersägter Berg".
Je näher man dem Gebirge kommt, desto eindrucksvoller wird seine Silhouette.
Es mutet an wie ein Experiment Gottes Es mutet an wie ein Experiment Gottes

Es ist, als hätte man ein steingewordenes riesiges Sägeblatt vor sich.
Beim Anblick der einzelnen Felsnadeln und Bergspitzen könnte man auch meinen, eine geniale Künstlerhand sei hier am Werk gewesen.
Bei dem katalanischen Dichter J. Verdaguer, einem der grossen Epiker der Literaturgeschichte, heisst es, die Engel selbst hätten dieses Wunderwerk vollbracht.
So kommt es auch, dass die Säge, sei es in Engelshänden oder allein über einer stilisierten Bergkette, zum Wappensymbol Montserrats wurde.
Das Gebirge liegt rund 30 km nordwestlich von Barcelona fast im geographischen Mittelpunkt Kataloniens.
Das ganze Massiv misst etwa 10 km in der Länge und bis zu 5 km in der Breite.

Es mutet an wie ein Experiment Gottes


Fast senkrecht steigt es aus der Ebene empor, und sein höchster Gipfel, der Pic de Sant Jeroni, erreicht 1235 m über dem Meeresspiegel.
Für den Geologen birgt die Entstehung dieses Gebirgstockes keinerlei Geheimnisse.
Seine Gesteinsmasse geht auf Ablagerungen zurück; sie besteht aus einem Konglomerat von durch Naturzement verbundenen Flusssteinen, in erster Linie Kalkgestein, in dem aber auch Quarze, Schiefer und Feldspat zu finden sind.
Wird dieser Naturstein geschliffen, so fallen seine charakteristische Struktur und seine wirkungsvollen Farbschattierungen besonders auf.

Atmosphärische Einwirkungen - Wind, Regen, Schnee, Hitze und Kälte, Nebel - haben im Laufe von Jahrtausenden die Felsblöcke zu seltsamen Gebilden geformt, deren Vielfalt den Betrachter überrascht und seine Phantasie anregt.
So haben Dichter den Berg mit einer grossen Burg, einem gewaltigen Schiff oder einer Riesenorgel verglichen oder in ihm ein versteinertes Flammenmeer gesehen.

Aber auch die Einbildungskraft des Volkes hat zahlreichen Felsgebilden wegen ihrer Ähnlichkeit mit Menschen, Tieren oder bestimmten Gegenständen besondere Namen beigegeben, so "der verzauberte Riese", "der Klosterbruder", "der Wachposten", "die Puppe", "der Totenkopf", "der Finger", "das Kamel", "der Elefantenrüssel", "der Katzenkopf", "der Papagei", "die Kapuze", "die Glocke", "das Stühlchen", "der Würfel" und viele andere.

Aber nicht weniger ungewöhnlich als seine bizarren Felsformen ist die Vegetation des Montserrat.
Ihre Vielfalt und Üppigkeit überrascht bei dem Mangel an Erdreich und an Wasser.
Es lassen sich hier über die Hälfte aller in ganz Katalonien vorkommenden Pflanzenarten finden.
Durch das kontrastreiche Zusammenspiel von Wald, Gebüsch und den Felsen, wozu der häufig auftretende Nebel bisweilen besondere Überraschungseffekte beiträgt, ergeben sich oft Bilder und Ausblicke von einzigartiger Schönheit.
Auch die Kleinfauna mit zahlreichen Vogel- und Insektenarten ist bemerkenswert.

Es mutet an wie ein Experiment Gottes


Abseits der bekanntesten und häufig begangenen Wege in Klosternähe bieten sich viele Möglichkeiten für reizvolle Bergwanderungen.
Von ganz besonderem Interesse ist der Montserrat für Bergsteiger und Kletterer.
Um die Felsnadeln von teilweise über 30 Metern Höhe und die Wände, die bis zu 400 Metern hoch aufsteigen, zu bezwingen, ist eine besondere Technik erforderlich, und so spricht man sicher nicht zu Unrecht von einer montserratinischen Kletterschule.

Im Blickpunkt weiter Landstriche gelegen und unverwechselbar in seiner Gestalt, ist der Berg für die Katalanen ganz von selbst zu einem Inbegriff ihres Eigenbewusstseins geworden.
Nicht zuletzt hat der Montserrat mit der Zeit auch einen besonderen Symbolwert für geistige Erhebung und Verinnerlichung erhalten, und dies insbesondere durch die deutsche Romantik.
Als Friedrich Schiller die Schilderung las, die Wilhelm von Humboldt von seinem Besuch auf dem Montserrat gab, rief er aus, Montserrat sauge den Menschen von der äusseren Welt weg in die innere Welt hinein.
Und vom alten Goethe stammt der Ausspruch, dass der Mensch nirgends Glück und Ruhe finden werde wenn nicht in seinem eigenen Montserrat.

Unbewiesen ist dagegen, ob sich Richard Wagner für seinen Parsifal von Montserrat inspirieren liess.
Auf den ersten Blick scheint der Berg nur schwer zugänglich zu sein.
Er hat jedoch stets zahlreiche Besucher angezogen.
Jede Zeit hat dabei ihre eigenen Verkehrsmittel gehabt.
Nachdem man lange nur auf Fusswegen hochgestiegen und schliesslich auf Saumpfaden hochgeritten war, konnte man später Pferdekutschen, dann eine Zahnradbahn und schliesslich auch die Seilbahn benutzen, die aber schon längst nicht mehr mit dem stark angewachsenen Automobilverkehr wetteifern kann.

In einer Handschrift des 12. Jh. findet sich bereits ein Hinweis auf die grosse Zahl der Pilger.
Heute, da sich zu den Pilgern die Touristen gesellen, wird der Besucherstrom auf dem Montserrat immer grösser.
Die Statistiken lassen hierzu natürlich keine genauen Aussagen zu; man sollte sich jedoch stets den Umstand vor Augen halten, dass der Montserrat nicht gerade auf dem Weg liegt und man in voller Absicht hinfahren muss.

Die besondere Bedeutung dieses Ortes wird daraus erst ersichtlich:
man begibt sich absichtlich zum Montserrat hinauf, und wenn man den Berg wieder verlässt und sich dem täglichen Leben zuwendet, ist man um einen vielleicht unvergesslichen Eindruck reicher geworden.


* Die Wahlfahrtsstätte / Das Kloster *

Der Berg


Der Montserrat hat offenbar schon sehr früh eine religiöse Bedeutung erhalten.
Auf die legendenhafte Überlieferung, nach der dort in vorchristlicher Zeit ein Venustempel errichtet worden war, der durch das wunderbare Eingreifen des Erzengels Michael zerstört wurde, soll hier nicht näher eingegangen werden.
Einsiedlermönche sollen schon um das 8. Jh. auf dem Montserrat gelebt haben.

Der erste zuverlässige Hinweis darauf stammt vom Ende des 9. Jh., aus der Zeit kurz nach der Rückeroberung des Gebietes von den Arabern.
Aus dem 10. Jh. sind uns bereits die Namen von vier Einsiedeleien belegt, von denen eine, die der Jungfrau Maria geweiht war, an der Stelle des späteren Heiligtums stand.
Die Kapelle zum heiligen Iscle, die erhalten geblieben ist, ermöglicht uns eine Vorstellung von jenen Anfängen.

Im ersten Drittel des 11. Jh. gründete der Abt Oliba - eine herausragende Persönlichkeit in der katalanischen Kirchengeschichte des Mittelalters - ein kleines Kloster neben der Einsiedelei Santa Maria.
Die Kunde von Wundertaten, die man der Jungfrau Maria zuschrieb, breitete sich rasch aus, und so wuchs das Kloster sehr schnell.
Im 12. oder 13. Jh. entstand die Marienstatue, die die Gegenwart der Gottesmutter auf dem Montserrat verkörpern sollte und die noch heute der Mittelpunkt des Heiligtums ist.
Die von vielen Generationen verehrte Figur besitzt neben ihrem religiösen auch einen hohen künstlerischen Wert.
Es handelt sich um eine in späterer Zeit leicht veränderte romanische Schnitzerei, deren fein stilisierte Haltung besonders beeindruckt.
Wegen der dunklen Farbe ihres Antlitzes hat die Madonna von Montserrat von den Pilgern den vertraulichen Beinamen Moreneta, "die kleine Braune", erhalten.

Der Name des Klosters Montserrat drang bald über die Grenzen des Landes hinaus.
Die Pilger, die nach Santiago de Compostela unterwegs waren, verbreiteten seinen Ruf entlang den Pilgerstrassen, und der kastilische König Alfons der Weise verherrlichte in sechs seiner Cantigas die auf dem Montserrat geschehenen Wunder.
Mit der Expansion des katalanisch-aragonesischen Reiches über das Mittelmeer hin wurde auch die Verehrung der Jungfrau von Montserrat nach Osten getragen.
In Italien allein wurden ihr über 150 Kirchen und Kapellen geweiht.
Später, unter den spanisch-habsburgischen Kaisern, wurde die Verehrung der Moreneta auch in Mitteleuropa, so in Böhmen und vor allem in Österreich, heimisch, und mit der Eroberung Amerikas breitete sie sich gleichzeitig nach Westen aus.

Von Anfang an bestand in der Neuen Welt eine enge Verbindung zu Montserrat in der Person Bernat Boils, eines ehemaligen montserratinischen Einsiedlers, der als einer der ersten Missionare in der neuentdeckten Welt wirkte.
Die ersten Kirchen, die man in Mexiko, Chile und Peru errichtete, wurden der Madonna von Montserrat geweiht; eine Insel, Berge und Siedlungen wurden nach ihr getauft, und selbst portugiesische Missionare gründeten in Brasilien zahlreiche Klöster, die noch heute den Namen Montserrat tragen.

Speisesaal Musikschule


Die Verehrung der Jungfrau von Montserrat hatte sich nach allen Himmelsrichtungen ausgebreitet.
So entstand der erste Marienkult weltweiten Umfangs, der durch das Wohlwollen von Päpsten und Königen, durch das Beispiel namhafter Pilger, durch die Anteilnahme von Künstlern und Dichtern und den immer grösseren Zustrom von Gläubigen, die sich auf dem Berg einfanden, erheblich an Bedeutung gewann.

Eine Liste der bekanntesten Persönlichkeiten aufzustellen, die mit Montserrat, sei es aufgrund persönlicher Reisen dorthin oder aufgrund von Anspielungen in ihren Werken, in irgendeiner Beziehung stehen, mag heute etwas überheblich vorkommen; einige Namen sollten aber doch genannt werden.
Der spätere Papst Julius II. war als Kardinal Ehrenabt des Klosters und liess den gotischen Kreuzgang erbauen.

Johannes XXIII. weilte als Kardinal Roncalli in Montserrat; Karl V. und Philipp II. starben mit einer im Heiligtum geweihten Kerze in der Hand; Ludwig XIV. von Frankreich bestellte im Kloster Seelenmessen für die Königinmutter.
Goethe und Schiller spielten in ihren Werken auf den Heiligen Berg an, und das Haus, in dem Beethoven in Wien starb, war ehedem im Besitz des Klosters.
Der Kaiser Ferdinand III. von Österreich machte dem Heiligtum wertvolle Schenkungen.

Besonders erwähnenswert sind die Pilgerfahrten späterer Heiliger, unter ihnen Petrus Nolascus, Raimund von Penyafort, Vinzenz Ferrer, Franz von Borgia, Aloisius Gonzaga, Joseph von Calasanz, Antoni Maria Claret, Joaquima de Vedruna.
Symbolhaft steht jedoch für alle die Gestalt des heiligen Ignatius von Loyola, der als Ritter nach Montserrat kam und dort unter der Führung eines Beichtvaters des Klosters ein neues Leben begann, nachdem er vor dem Muttergottesbild Ritterwache gehalten hatte.

Hand in Hand mit seiner äusseren Entfaltung ging auch das Wachstum des Heiligtums.
Eine romanische Kapelle, deren Eingangsportal noch erhalten ist, war schon früh an die Stelle der ursprünglichen Einsiedelei getreten.
Im 16. Jh. wurde innerhalb von etwa dreissig Jahren die Kirche errichtet, die in ihren über einen Meter dicken Grundmauern mit der heutigen Basilika übereinstimmt:

6 Meter in der Länge, 31,45 in der Breite und 23,32 in der Höhe, in Anbetracht der besonderen Lage ganz aussergewöhnliche Masse.
Die Klosteranlagen wurden bald durch Nebengebäude ergänzt und die Pilgerherbergen erweitert. Die Entwicklung der Einsiedeleien -man zählte schliesslich in der unwegsamen Gebirgswildnis deren dreizehn- erreichte ihren Höhepunkt.

Bibliothek Hier ist ein Garten des Friedens


Diese langanhaltende Blütezeit erfuhr jedoch durch die fast völlige Zerstörung des Heiligtums während der napoleonischen Invasion Spaniens ein jähes Ende.
Die Bürgerkriege und revolutionären Unruhen des 19. Jh. vollendeten das Zerstörungswerk.
Schon in der ersten Jahrhunderthälfte lag Montserrat in Schutt und Asche; alle Gebäude waren ausgeplündert worden, das klösterliche Leben war erloschen.

Das Gnadenbild selbst hatte man in einem Versteck in Sicherheit gebracht, aber es war kein Kult mehr möglich.
Und trotzdem, es grenzt an ein Wunder, in welch kurzer Zeit das Heiligtum neu aus den Trümmern erstand.
Die kulturelle Wiedergeburt Kataloniens, die Renaixenca, die im Bereich der Literatur einsetzte, fand im Montserrat einen Sammelpunkt für ihre religiösen und patriotischen Ideale.

Durch die Tatkraft bedeutender kirchlicher Persönlichkeiten, durch die Unterstützung von Bischöfen, Predigern und Schriftstellern gelang es, in Zusammenarbeit mit den Mönchen das Heiligtum neu zu beleben und den geistigen und materiellen Wiederaufbau vorzubereiten.
Entscheidend dazu beigetragen hat auch die Aufeinanderfolge mehrerer Äbte von hohem geistigem Rang - Muntadas, Marcet, Escarré -, durch die das Kloster in kurzer Zeit eine neue Blüte erreicht hat.

Einen kurzen Einschnitt bedeutete der letzte Bürgerkrieg (1936-39), der das religiöse Leben im Heiligtum erneut unterbrach, den Gebäuden und Einrichtungen aber dank des besonderen Schutzes durch die autonome Regierung in Barcelona keinen grösseren Schaden zufügte.
Als die Mönchsgemeinschaft nach dem Krieg wieder in das Kloster einziehen konnte, wurden die sterblichen Uberreste eines Teils der 23 Mönchen, die deportiert und hingerichtet worden waren, dorthin überführt.


* Heute *

Heute, in einem Augenblick tiefgreifender Neubesinnung und notwendiger Erneuerung, ist Montserrat bestrebt, den Bedürfnissen einer sich rasch wandelnden Welt gerecht zu werden.
Wenn dabei auch manche Unsicherheiten und Schwierigkeiten zutage treten, so werden doch alle diejenigen überkommenen Werte nicht aus den Augen gelassen, die auch heute noch Sinn und Nutzen besitzen.
Dies geschieht zuallererst im Hinblick auf Katalonien.
Vielen Gläubigen im Land ist noch in Erinnerung, wie die Jungfrau von Montserrat vom Papst Leo XIII. zur Patronin der katalanischen Bistümer erklärt wurde.
Für sie deshalb das Heiligtum in religiöser Hinsicht etwas Ureigenes; es gehört ihnen allen gemeinsam, und alle fühlen sich ihm verbunden.

Bemerkenswert ist, dass vielfach auch bei Nichtgläubigen dieses Gefühl des Gemeinschaftsbesitzes und der Verbundenheit mit Montserrat sichtbar wird.
Denn an einem solchen Ort des Dialogs mit seiner ganz besonderen Anziehungskraft treten sehr leicht alle Unterschiede hinter dem Bestreben nach offener Begegnung zurück.
Für viele Gläubige ist es zur Pflicht geworden, wenigstens einmal im Jahr das Heiligtum aufzusuchen.
Da es zunehmend einfacher wird, sich individuell dorthin zu begeben, nehmen die Gemeinschaftswallfahrten ganzer Pfarreien oder Dörfer immer mehr ab.

Tatsache bleibt, dass die Katalanen, ob in organisierten Pilgerfahrten oder in kleinen Gruppen einzelner Vereinigungen oder Betriebe, ob im Familienkreis oder allein, oft nach Montserrat hinauffahren.
Der Besuch des Heiligtums ist für sie ein richtiges Fest.
Nicht selten bricht bei solchen Gelegenheiten volkstümliche Freude durch.
So erhält Montserrat bisweilen eine besonders heitere Note, vor allem, wenn dann, wie überall im Land, die Sardana getanzt wird.

Die Gläubigen nehmen aktiv am Gottesdienst in der Basilika teil.
Viele besuchen auch die Grotte, in der nach der Überlieferung die Marienfigur gefunden wurde; andere gehen den Weg mit den Rosenkranzgeheimnissen oder den Kreuzweg entlang.
Immer zahlreicher werden diejenigen, die bei besonderen Zusammenkünften, vor allem bei Jugendtreffen, in Kolloquien und Meditationen neue Ausdrucksformen des Glaubens suchen.
Auch Krankenwallfahrten finden statt.

Für einen privaten Besuch in Montserrat gibt es im Leben der gläubigen Katalanen zahlreiche Anlässe. Geburts- und Jahrestage, Jubiläen, Studienabschlüsse, Familienfeste:
kaum ein wichtiges Ereignis wird ohne einen solchen Besuch begangen.
Vor allem junge Ehepaare halten sich daran, getreu dem Spruch:
Wer gut verheiratet sein will, der führe seine Frau nach Montserrat.
Ob die Gläubigen allein oder in Gruppen kommen, alle haben an den Gottesdiensten in der Basilika durch das gemeinschaftliche Gebet zusammen mit den Mönchen aktiven Anteil.
Dies geschieht vor allem in der feierlichen Eucharistie, aber auch in der Vesperfeier der Mönche mit dem montserratinischen Salve, bei der auch die Chorknaben von Montserrat mitwirken.

Die Sprache der Liturgie ist das Katalanische, Muttersprache der Mönche und Volkssprache, wobei mit besonderen Lesungen und Begleittexten auf andere Sprachgruppen Rücksicht genommen wird, für die auch eigene Gottesdienste gehalten werden.

Die Besucher des Heiligtums, und besonders die vielen Touristen, wohnen meist in grosser Zahl dem mittäglichen Salve Regina bei, das von den montserratinischen Chorknaben, der Escolania, gesungen wird und dem ein ökumenisches Gebet vorausgeht.
In der Kapelle hinter dem Gnadenbild finden sich zu allen Zeiten des Tages Gläubige zum stillen Gebet ein.
Statt der traditionellen Opfergaben in Form von Kerzen und Wachslichtern entrichten die Gläubigen immer häufiger Geldspenden für wohltätige Zwecke.
Neben den vielen Votivlampen, die in letzter Zeit gestiftet und in der Kirche aufgehängt wurden, werden immer noch wie früher (von religiösen und kulturellen Vereinigungen, von Wirtschafts- und Berufsverbänden, von Sportvereinen usw.) Fahnen, Wimpel und andere Abzeichen als Andenken an einen Besuch dem Heiligtum übergeben.

In ganz Katalonien sind der Jungfrau von Montserrat unzählige Kirchen und Altäre geweiht.
In vielen Häusern und Wohnungen hat ihr Bild einen besonderen Platz.
Auch ist der Name der Maria von Montserrat in Katalonien ein beliebter Mädchenname, und Verbände verschiedenster Art haben sie zur Patronin gewählt.
Nicht nur auf dem Heiligen Berg selbst, sondern überall im Land erklingt die Hymne von Montserrat, das Virolai, Loblied und Gebet der Hoffnung zugleich, eines der bekanntesten und beliebtesten Volkslieder der Katalanen.

Katalonien und Montserrat bilden eine untrennbare Einheit, und so sind Berg und Heiligtum auch für die Katalanen, die ausserhalb ihrer Heimat leben, zu einem Sinnbild ihrer SehnsÜchte und Hoffnungen geworden.
Über Katalonien und Spanien hinaus ist der Name Montserrat in der ganzen Welt ein Begriff.
Die frühe Verbreitung der Anrufung der Madonna von Montserrat in Europa und Amerika ist in neuerer Zeit durch Klostergründungen in Australien und auf den Philippinen und durch die Errichtung von Kirchen und Altären in den verschiedensten Teilen der Welt - in Paris, New York, Bombay, Jerusalem, Wien, Havanna, Manila, Buenos Aires, Tokio, Rom - ergänzt worden.

Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Pilger und Touristen nach Montserrat.
In erster Linie sind es natürlich Europäer; an zweiter Stelle stehen die Amerikaner.
Von vielen religiösen Verbänden aus dem Ausland werden sogar regelmässige Pilgerfahrten durchgeführt.
Sichtbare Zeugen dieser weltweiten Verehrung der Madonna von Montserrat sind die dem Heiligtum dargebotenen Votivlampen und Fahnen aus den verschiedensten Ländern der Welt.
Auch besondere Gebetswünsche treffen aus vielen Orten im Kloster ein.

Wenn es auch schwierig ist, die Gesamtzahl der Besucher des Heiligtums zu schätzen, so sind es doch mit Sicherheit mehr als eine Million Menschen im Jahr.
Viele davon finden sich aus religiösen Motiven in Montserrat ein; aber auch die Zahl derer, die das Heiligtum als reine Sehenswürdigkeit besuchen, ist sehr gross, und nicht wenige werden dort zu religiöser Besinnung angeregt.

Darin kann man auch in unserer Zeit das Wunder von Montserrat sehen, das sich heute wie eh und je, freilich unter jeweils anderen Erscheinungsformen, durch die natürliche Anziehungskraft dieses Berges und seines Heiligtums ereignet:
immer wieder finden Menschen über die Jungfrau von Montserrat hin zu Christus.

Insgesamt gesehen ist Montserrat als Wallfahrtsort vielleicht mehr als je ein Sammelpunkt, an dem Menschen verschiedenster Herkunft zusammenkommen, und zugleich auch ein Ausstrahlungszentrum christlicher Lebensauffassung unter den besonderen vorzeichen der liturgischen Feier und der brüderlichen Gemeinschaft.


* Das äussere Bild *

Eindrucksvoll Hier ist ein Haus des Friedens


Neben der Basilika und den Klosterbauten gehören zum Heiligtum eine Reihe von Gebäuden, in denen die Pilger untergebracht und versorgt werden.
Gottesdienst und Dienst am Fremden sind seit frühester Zeit die zwei Hauptmerkmale von Montserrat.
Was für den Gottesdienst Kirche und Kloster sind, das sind für den Dienst am Fremden die verschiedensten Arten von Unterkünften und kommerziellen Einrichtungen, die trotz ständiger Modernisierung mit dem Anwachsen der Besucherzahlen nicht Schritt halten können.

Der Umfang dieses ganzen Komplexes, der - wenn auch unter der Verantwortung von Laien - dem Kloster unterstellt ist, mag hin und wieder Missverständnisse und mehr oder weniger deutliche Kritik bei denjenigen Gläubigen hervorrufen, die vor allem seit dem letzten Vatikanischen Konzil von der Kirche ein Zeugnis der Armut erwarten und fordern.
Die Mönchsgemeinschaft will sich jedoch keineswegs als Eigentümer dieser Güter betrachten, die letzten Endes ihren Nutzniessern selbst zukommen.
Die Mönche verstehen sich lediglich als deren Vertreter oder Deligierte, und sie sind bemüht, als verantwortungsvolle Sachwalter zu wirken, im Hinblick vor allem auf die wesentlich religiöse Ausrichtung, die - in allem sichtbar bleiben muss.

Andererseits herrschen eben in Montserrat vom betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Standpunkt aus gesehen besondere Umstände.
Im krassen Gegensatz zu den Wintermonaten, in denen die Zahl der Besucher gering und die Aufenthaltsdauer nur sehr kurz ist, sind die Unterkünfte während der Sommermonate (von April bis September) voll ausgelastet.
Eine ganz besondere Atmosphäre herrscht während der Karwoche, deren liturgische Feiern eine grosse Zahl von Besuchern anziehen.
Einen ähnlichen Charakter hat der Heilige Abend mit der Mitternachtsmesse.

Aber auch während der "Hochsaison" sind die Unterschiede zwischen den Sonn- und Feiertagen, an denen sich zwischen fünf- und zehntausend Personen in Montserrat einfinden, und den übrigen Wochentagen mit erheblich geringeren Besucherzahlen, besonders bei schlechtem Wetter, ganz beträchtlich.
Bei so starken Schwankungen ist es deshalb nicht gerade einfach, die verschiedenen Bedürfnisse vorauszusehen und für alles gerüstet zu sein, selbst auf die Gefahr hin, Einbussen zu erleiden.

Die unmittelbare Betreuung der Besucher ist einem starken Kontingent an Dienstpersonal anvertraut, das zwar saisonbedingt durch Aushilfskräfte erheblich vergrössert wird, in seinem Kern aber konstant bleibt.
Nur eine relativ kleine Anzahl von Arbeitern und Betreuern des Heiligtums wohnen ständig in Montserrat.
Die meisten Bediensteten haben ihren Wohnsitz in den umliegenden Dörfern.


* Die "Escolania" *

Unter den verschiedenen montserratinischen Einrichtungen verdient eine Institution beson dere Aufmerksamkeit:
es ist die Schule der Sängerknaben, die Escolania, eine mit dem Heiligtum verbundene musikpädagogische Einrichtung, die dem Kloster seit jeher einen Hauch angenehmer kindlicher Unbeschwertheit verliehen hat.
Ihr Bestehen ist urkundlich schon für das 13. Jh. belegt.
Ursprünglich wohl eine kleine Klosterschule für die den Altardienst versehenden Knaben, die auch bei den liturgischen Gesängen mitwirkten, entwickelte sich daraus mit der Zeit eine spezielle Musikschule.

Aufgrund dieser bis heute nicht unterbrochenen Tradition könnte man in der Escolania das erste Konservatorium Europas sehen.
Unter der Leitung von erfahrenen Mönchen, in der Regel selbst ehemalige Schüler der Escolania, wurde der Lehrplan mit der Zeit auf theoretische Fächer und Instrumentalunterricht ausgeweitet.
Auf diese Weise gingen aus der Escolania zahlreiche Chorleiter, Organisten und Kirchenmusiker hervor, die nicht nur in Katalonien, sondern auch im Ausland wirkten, und namhafte Komponisten und Musiklehrer erhielten hier ihre erste Ausbildung.
Neben dem Pater Soler oder dem Gitarristen F. Sor sind vor allem mehrere Kapellmeister der Escolania selbst, unter ihnen die Patres Cererols und Casanovas, zu nennen.

Diese reiche Tradition setzt sich in der gegenwärtigen musikalischen Ausbildung der rund fünfzig Escolanen - die höchste Zahl in der Geschichte der Escolania - fort.
Neben Notenlehre, Stimmformung und Gesangstechnik wird jeder Schüler in mindestens einem Instrument ausgebildet (Klavier, Orgel, Violine, Cello, Flöte oder Oboe); die Begabtesten erhalten ausserdem Kompositionsunterricht.
Darüber hinaus ist die Escolania eine staatlich anerkannte Lehranstalt, in der die Schüler die ihrer Altersstufe (9-14 Jahre) entsprechenden Studien absolvieren.

Die eigentliche Aufgabe der Escolania ist jedoch ihre Mitwirkung an den Gottesdiensten in der Basilika.
Gerade im Hinblick auf diesen Dienst am Heiligtum der Jungfrau von Montserrat geben viele Eltern ihre Söhne in die Escolania.
Letzten Endes bedeutet dies ein Opfer, aber für viele auche eine grosse Ehre.
Denn nach der Aufnahme in die Sängerschule, der bei der grossen Zahl der Bewerber eine strenge Auslese vorangeht, bleibt das Kind im Internat, wenn auch Besuche und Kontakte mit der Familie möglich sind (vor allem in den Weihnachtsferien und im Sommer).

Es kann auch - obgleich nicht gerade häufig - der Fall eintreten, dass sich ein ehemaliger Schüler zum Mönchsleben berufen fühlt und sich endgültig an das Kloster binden will.
Die Escolania versteht sich jedoch nicht als eine Schule zur Heranbildung von mönchischem Nachwuchs.

Unter diesen Voraussetzungen wirken die Escolanen an den Gottesdiensten mit.
An den Sonntagen und den hohen Festen nehmen sie an der Messe und der Vesper der Mönche teil und singen teils allein, teils im Chor mit einer Gruppe von Mönchen die verschiedenen liturgischen Gesänge.
Den grössten Zulauf findet jedoch am Mittag das feierliche "Salve Regina", gefolgt vom "Virolai", der Hymne Montserrats.

Nach der abendlichen Vesper singt die Escolania noch das montserratinische Salve im Wechsel mit den Mönchen und im Anschluss daran eine vielstimmige Motette.
Der Gesang der Chorknaben von Montserrat zeichnet sich durch eine ganz eigene, unverwechselbare Klangfarbe aus, die durch eine besondere Stimmführung erreicht wird.
Die Gesänge der Escolania zu den verschiedensten Anlässen sind auch auf zahlreichen Schallplatten festgehalten.

Bis vor wenigen Jahren hat die Escolania nie ausserhalb Montserrats gesungen.
Eine erste Ausnahme wurde im Jahr 1950 gemacht, als ein Teil der Chorknaben nach Rom fuhr und in der feierlichen Messe, die Papst Pius XII. aus Anlass der Verkündigung des Dogmas von der Aufnahme Marias in den Himmel zelebrierte, das gregorianische Alleluja sang.
Seitdem ist es nicht mehr so selten, dass die Escolania Montserrat verlässt:
zu Reisen ins Ausland, zu Wohltätigkeitskonzerten und um Kontakte mit anderen Kinderchören aufzunehmen.


* Dienen als Aufgabe *

Montserrat ist also Sammelpunkt und Ausstrahlungszentrum zugleich.
Für die Gläubigen wird hier die Gegenwart der Gottesmutter spürbar, sie erfahren sie als Mittlerin auf dem Weg zu Christus.
Die jahrhundertealte Geschichte Montserrats wird so im Bewusstsein einer besonderen Aufgabe fortgeschrieben:
Montserrat versteht sich im Dienste einer Welt, die, heute mehr denn je, geistiger Werte und echter Brüderlichkeit bedarf.

Zeittafel
888 Erste urkundliche Erwähnung Montserrats. (Die Einsiedelei Santa Maria geht in den Besitz Ripolls über.)
971 Geburtsjahr Olibas.
um 1025 Oliba, Abt von Ripoll und Bischof von Vic, gründet das Kloster.
12. Jh. Entstehungszeit der Marienfigur.
1221 Alfons der Weise schreibt seine Cantigas.
1223 Gründung der Bruderschaft der Jungfrau von Montserrat und der Escolania.
(Erste Zeugnisse von der Anwesenheit der Sängerknaben in Montserrat.)
1409 Das Kloster wird eine selbständige Abtei.
1476 Bau des gotischen Kreuzgangs.
1490 Einführung des Buchdrucks in Montserrat (durch Luschner).
1492 Das Kloster wird von Valladolid abhän- gig. Abt Garsias de Cisneros.
1493 Bernat Boil begleitet Columbus auf seinen Seereisen nach Amerika.
Eine Antilleninsel erhält den Namen Montserrat.
1500 Cisneros: Exercitatorio de fa vida spiritual.
1510 Todesjahr des Abtes Garsjas de Cisneros.
1522 Der heilige Ignatius in Montserrat.
1558 Kaiser Karl v. stirbt in Yuste
1631 Montserratinische Niederlassungen in Wien und in Prag.
1680 Todesjahr von Pater Cererols, eines Leiters der Escolania.
1799 Todesjahr von Pater Casanovas, ebenfalls ein Leiter der Escolania.
1800 Wilhelm von Humboldt besucht Montserrat.
1811 Zerstörung durch die napoleonische Armee.
1821 Das Einsiedlerleben auf dem Berg erlischt.
1827 Tod Beethovens in Wien in einem Haus, das ehemals im Besitz des Klosters war.
1835 Klosterfeindliche Gesetze; die Mönche verlassen Montserrat.
1844 Rückkehr der Mönche. Die Escolania erhält wieder Leben.
1858 Pater Muntadas übernimmt das Amt des Abtes; der Wiederaufbau des Klosters beginnt.
1876 Entstehung der heutigen Apsis mit dem Cambril, der Kapelle der Madonna von Montserrat.
1880 Tausendjahrfeier. Verdaguer/Rodoreda: Virolai. Verdaguer: Lieder von Montserrat und Legende von Montserrat.
1881 Festlichkeiten zur Krönung der Marienstatue; die Jungfrau von Montserrat wird zur Patronin von Katalonien erklärt
1885 Tod des Abtes Muntadas (8. März).
1895 Niederlassung in Manila/Philippinen.
1895 Verdaguer: Montserrat.
1912 Wahl des Abtes Marcet.
1915 Erster Liturgischer Kongress von Montserrat.
1926 Beginn der Arbeit an der Bibel von Montserrat.
1931 Feierlichkeiten zum 900. Jahrestag der Klostergründung.
Beginn der Zweiten Republik in Spanien, Autonomiestatut für Katalonien. Pater Albareda: Geschichte Montserrats.
1936 Ausbruch des Bürgerkriegs.
1939 Die Mönche kehren ins Kloster zurück, das von der autonomen Regierung Kataloniens vor der Zerstörung bewahrt worden war.
1941 Wahl des Abtes Escarre.
1946 Tod des Abtes Marcet (13. Mai).
1947 "Inthronisierung" der Marienstatue.
1950 Josep M. Sagarra: Das Lied von Montserrat (1944 vollendet).
Verkündigung des Dogmas über die Aufnahme Mariens in den Himmel, aus diesem Anlass singt die Escolania im Petersdom in Rom.
1954 Kardinal Roncalli besucht Montserrat.
Niederlassung von Mönchen in Medellín (heute Envigado) Kolumbien.
1961 Wahl des Abtes Gabriel M. Brasó.
1965 Niederlassung von Mönchen in Guixà/Roussillon.
Zweiter Liturgischer Kongress von Montserrat.
1966 Der Abt Brasó wir zum Präsidenten der Kongretation von Subiaco gewählt.
Wahl des Abtes Gassià M. Just.
1968 Tod des Abtes Escarré (21. Oktober). Fertigstellung der neuen Fassade des Klosters.
1970 Eine Gruppe von Mönchen ist an der Gründung eines ökumenischen Klosters in Jerusalem beteiligt.
1980 Dritter Liturgischer Kongress.
1982 Der Papst Johannes Paul II. besucht Montserrat.
1989 Wahl des Abtes Sebastia M. Bardolet.
1992 Vierhundertjahrfeier der Einweihung der Basilika. Innen- und Aussenrestaurierung des Gebäudes (1995 vollendet).


* Wieder zuhause *

Nach unserer Rückkehr haben wir gleich unsere Lara
bei ihren Urlaubsmutti's Antje & Katrin abgeholt.
Die Freude war sehr groß, dass die Herrchen wieder da waren.

Fraule & Hund happy !! Pflegemutti Katrin traurig dass Lara wieder geht

Die Urlaubsmutti's Antje & Katrin haben dagegen nicht so viel Freude daran.


HIER kommen Sie zu:

* Teil 1 ("Camprils")*
* Teil 2 ("Barcelona, Sagrada Familia, Sitges") *
* Teil 3 ("Montserrat, Salou") *


 
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