"Wie du mir, so ich dir." Vielleicht kennen Sie diesen Spruch aus dem Mund Ihrer Mutter. Und sie hatte gar nicht so Unrecht, als sie diesen Satz sagte. Denn: Folgen wir diesem Gesetz, klappt es vielleicht mit dem Streben nach Harmonie.
Brauchen Sie immer Harmonie? Bezeichnen Sie sich vielleicht sogar als harmoniesüchtig? Halten Sie es schlecht aus, wenn es Konflikte gibt oder schlechte Stimmung zu Hause oder im Betrieb herrscht? Ständigen Gleichklang und Harmonie unter Menschen gibt es jedoch nicht automatisch. Es sei denn, Sie haben einen Seelenverwandten gefunden, mit dem Sie möglichst auf einer einsamen Insel leben.
Wir Menschen sind einfach sehr verschieden und haben unterschiedlichste Bedürfnisse, Wünsche, Pläne und Interessen. "Eine völlige oder auch nur sehr große Übereinstimmung ist sehr, sehr selten". In einer Partnerschaft gehe es genauso wie in einem Arbeitsteam darum, Wünsche und Interessen zu äußern, zu vertreten und darüber zu verhandeln. Der Wunsch nach Harmonie sei oftmals Ausdruck der Angst vor dem Verhandeln. Denn Verhandeln bedeute auch immer Anstrengung, manchmal Frustration oder manchmal erst einmal Scheitern. Und es gehe darum, den anderen anders sein zu lassen und ihm zuzugestehen, dass er auf seine Art wahrnimmt, bewertet, reagiert und handelt.
"Wer glaubt, Partner und Kollegen werden schon wissen, was ich brauche, wenn er mich liebt beziehungsweise schätzt, wird früher oder später enttäuscht oder reagiert verärgert". Und weiter: "Es ist meist schwer zu erahnen, was wir gerade wollen und wünschen. Manchmal ist es ja sogar uns selbst nicht so richtigklar." Vielleicht klappt Harmonie ohne große Worte noch bei der besten Freundin oder dem besten Kumpel - aber wir Menschen, und besonders Männer und Frauen unterscheiden uns viel mehr, als wir uns ähnlich sind.
"Wenn Sie den Menschen in Ihrer Umgebung nicht sagen, was Sie brauchen, werden Sie es möglicherweise nie bekommen. Erwartung hat mit warten zu tun. Aber: Dann müssen Sie vielleicht lange warten". Äußern Sie sich nicht, dann warten Sie vergeblich auf die Erfüllung Ihrer heimlichen Wünsche. Sie bekommen nicht, was Sie brauchen - und Sie sind enttäuscht.
Wer schweigt, wird enttäuscht
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Nun hat der Mensch zwar die Möglichkeit, diese Enttäuschung anzusprechen und sich für das nächste Mal ein anderes Verhalten zu wünschen. Vielleicht hatte der oder die andere Sie einfach nicht verstanden - und alles klärt sich ganz einfach. Doch viele scheuten diesen Schritt. Wer sich vor Enttäuschungen schützen will, reagiere noch auf ganz andere Art und Weise. Er kehre seine wahren Interessen unter den Teppich. Dafür bekommt er dann kurzfristig so etwas wie Harmonie. "Aber irgendwann kommt dann alles hoch", warnen die Diplom-Psychologinnen. Denn: "Auf Dauer lassen sich Bedürfnisse und Wünsche nämlich nicht verleugnen. Unsere Reaktion ist dann entweder Frustration und Rückzug mit depressiver Verstimmung oder Ärger mit Wutausbrüchen." Miteinander Interessen auszuhandeln ist der beste Weg, um den verschiedenen Bedürfnissen und Interessen gerecht zu werden. "Vor allem langfristig ist es der einzige Weg, zufrieden miteinander leben zu können".
Harmonie und Gleichklang gibt es am ehesten durch das Aushandeln von Rechten und Pflichten. Es muss ein Geben und Nehmen herrschen. Es geht nicht darum, ein Harmoniegebot zu erfüllen. Private wie berufliche Beziehungen laufen dann gut, wenn ein Gleichgewicht besteht - zwischen dem, was Sie tun und dem, was Sie bekommen.
Nicht schweigen, sondern Reden ist in diesem Fall Gold:
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Geben und Nehmen. Das sind die zwei wichtigsten Gebote der Harmonie - vorausgesetzt, es besteht ein Gleichgewicht zwischen beiden. Damit dies geschieht, müssen wir aber auch manchmal deutlich sagen, was wir möchten.
Im Alltag geht es sozusagen um ganz persönliche Tauschgeschäfte. Dabei ist wichtig, was der Einzelne als Gebell interpretiert und was er bekommt. Dies kann zum Beispiel Schönheit, Bildung, sozialer Status sein oder aber auch finanzielle Sicherheit, Anerkennung, Treue. Es gibt keine objektiven Maßstäbe, was wie viel bedeutet. Jedem Menschen sind die verschiedenen Werte ganz unterschiedlich wichtig und erstrebenswert. Akzeptieren Sie es, dass zum Beispiel ihr Mann anders gestrickt ist, ohne daraus schlechte Eigenschaften abzuleiten.
Ich bin ich: Nehmen Sie sich selbst wichtig und sprechen Sie Ihre Wünsche und Interessen ehrlich und konkret an. Werden Sie selbstaktiv!
Klare Ansage: Sagen Sie möglichst genau, was Sie sich wann und wie wünschen, damit keine Missverständnisse auftreten können.
Werten Sie: Äußern Sie sich auch dazu, wie wichtig diese Angelegenheit für Sie ist. Dann kann Ihr Gegenüber einschätzen, wie wichtig und dringend der eigene Einsatz ist.
Helfen Sie: Geben Sie Ihrem Gegenüber vielleicht sogar eine Art Gebrauchsanweisung, zum Beispiel bei Ihrem Mann: "Immer wenn ich weine, nimm mich bitte in den Arm." Oder Ihrer Ehefrau: "Wenn mich etwas geärgert hat, dann brauche ich erst mal Zeit für mich alleine und möchte in meine Höhle. Bitte dränge mich dann nicht zum Reden und nimm meinen Rückzug auch nicht persönlich."
Akzeptieren Sie: Wenn Sie es wagen zu wünschen oder zu fordern, bekommen Sie ein konkretes Ergebnis. Sie wissen, ob Ihre Wünsche erfüllt werden oder nicht. Vielleicht müssen Sie noch weiter verhandeln, weil Sie nicht verstanden wurden. Oder Sie müssen akzeptieren, dass der oder die andere nicht so viel geben möchte.
Genießen Sie: Wenn Sie sich etwas gewünscht haben und es dann bekommen, ist das nicht weniger wert als ein unerwartetes Geschenk. Genießen Sie das Geschenk und freuen Sie sich darüber, dass Sie gut für sich und Ihre Bedürfnisse sorgen können.
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