Werden Krankheiten frühzeitig erkannt, können sie besser, schneller und kostengünstiger geheilt werden.
Diese Aussage leuchtet unmittelbar ein und hat in Deutschland zur Entwicklung eines hoch differenzierten Systems an vielfältigen so genannten Vorsorgeuntersuchungen geführt.
Korrekter werden sie als Früherkennungsuntersuchungen bezeichnet, denn mit ihnen lassen sich die Erkrankungen in der Regel nicht verhindern, sondern lediglich frühzeitig erkennen.
Am bekanntesten und weitaus am häufigsten in Anspruch genommen werden die regelmäßigen Kontrollen in der Schwangerschaft.
So segensreich wie im Einzelfall ihre Einführung auch war, haben sie doch dazu beigetragen, auch die normale Schwangerschaft zu pathologisieren, das heißt, sie als einen krankhaften Zustand, der intensiver Kontrolle bedarf, zu verstehen.
Natürlich ist es wichtig, die angebotenen Untersuchungen in Anspruch zu nehmen, um Risiken möglichst frühzeitig zu erkennen, gleichzeitig sollte man sich aber darüber im Klaren sein, dass Schwangerschaft ein physiologischer Zustand bei Frauen im gebärfähigen Alter ist.
Je älter die Kinder, umso seltener
werden Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen
Auch die Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern werden noch zu einem relativ hohen Prozentsatz wahrgenommen.
Allerdings lässt die Bereitschaft, die Kinder regelmäßig beim Kinderarzt vorzustellen, mit zunehmendem Alter der Kinder deutlich nach.
Zur J1 kommen gerade mal noch etwa ein Viertel der Kinder.
Besonders bedauerlich ist, dass Kinder aus den so genannten sozial schwachen Familien noch seltener als der Durchschnitt zu den Kontrolluntersuchungen gebracht werden.
Dabei ist es auch keine Lösung - wie jüngst vorgeschlagen -, die Zahlung des Kindergeldes von der Inanspruchnahme der Untersuchungen abhängig zu machen.
Vielmehr geht es darum, allen Bevölkerungsschichten klar zu machen, dass es nicht um Kontrolle geht, sondern dass mit rechtzeitig einsetzenden Korrekturen vielfach nachteilige Fehlentwicklungen vermieden werden können.
Den Kindern und ihren Familien bleiben so unter Umständen Lebenschancen erhalten, die später nicht zurückgewonnen werden können.
Echte Vorsorge heißt Vorbeugung
Die Reaktionen auf den zweijährlichen Gesundheitscheck, den die Krankenkassen ihren Versicherten anbieten, sind sehr unterschiedlich.
Während er von etwa 80 Prozent der Berechtigten gar nicht in Anspruch genommen wird, geht er anderen nicht weit genug.
Sie fordern, zusätzliche Untersuchungen, die von vielen Ärzten als privat zu bezahlende Leistungen angeboten werden, in den Katalog der Krankenkassen aufzunehmen.
Ob derartige Kontrollen sinnvoll sind, lässt sich nicht generell sagen, sondern immer nur im Einzelfall entscheiden.
Neuere Erkenntnisse lassen heute so manches frühere Dogma in einem anderen Licht erscheinen.
So sind z. B. die Früherkennungsuntersuchungen für das Prostatakarzinom in der letzten Zeit erheblich ins Gerede geraten.
Während die einen vehement zusätzlich das flächendeckende Screening auf diese Männererkrankung mittels PSA-Bestimmung fordern, versuchen andere, mit neueren Statistiken zu beweisen, dass alle Bemühungen nicht zu einer Lebensverlängerung führen.
Lediglich die Zeit, in der die Betroffenen um ihre Erkrankung wissen und mit den Folgen einer mehr oder weniger eingreifenden Therapie leben müssen, sei verlängert.
Sie fordern das Recht auf Nichtwissen.
So sinnvoll wie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen auch sein können, eines ist gewiss:
Sie taugen nicht, das Übel an der Wurzel zu packen.
Sollen Erkrankungszahlen und damit die Kosten im Gesundheitssystem gesenkt und gleichzeitig das Wohlergehen aller gesteigert werden, geht das nur mit echter Vorsorge, das heißt dadurch, dass der Entstehung von Krankheiten von vornherein vorgebeugt wird.
Die Bausteine dafür sind:
gesunde, nicht zu reichliche Ernährung, ausreichend Bewegung und eine ausgeglichene Lebensweise von Kindheit an.