Alternative zum Scheidungskrieg - Aber kein Allheilmittel für die Liebe
|
Wenn es in der Ehe immer häufiger kracht, sollten die Partner nicht gleich an Scheidung denken: Eine Trennung auf Zeit kann Paaren helfen, wieder zu einander zu finden.
Dass eine solche zeitweise Trennung ein langer und schmerzhafter Weg sein kann, haben Katrin und Markus Bauer (Namen geändert) am eigenen Leib erfahren. Nach elf Jahren Ehe ist Markus Bauer aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. "Für mich war es nicht mehr auszuhalten", sagt der 39-Jährige und seine Frau ergänzt: "Wir haben zu wenig geredet, häufig gestritten." Eine Scheidung aber kam für die beiden nicht in Frage. Zumindest nicht sofort.
Stattdessen haben sie eine Trennung auf Zeit vereinbart. Er wolle verstehen, warum sie sich auseinander gelebt hätten, sagt Bauer. Eine Trennung auf Zeit sei kein Allheilmittel für die Liebe, sondern ein Prozess mit offenem Ende, erklärt auch Alfred Jacobi, der eine Praxis für System- und Paartherapie in Stuttgart hat. Wenn die Liebe noch lebendig sei, berge die Trennung auf Zeit eine reelle Chance für eine Partnerschaft. Dafür brauche es klare Regeln: Wer zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus, wie oft will man sich sehen, wie wird die Zeit gestaltet und bis wann soll eine Entscheidung über eine gemeinsame Zukunft getroffen werden?
Vieles sei leichter geworden, seit sie sich nicht mehr täglich sehen, bestätigt Katrin Bauer. Zwar fühle sie sich manchmal alleine, "aber unser Umgang miteinander ist behutsamer geworden". Das spürten auch ihre Söhne, sieben und fünf Jahre alt. Mit Hilfe eines Therapeuten arbeitet das Ehepaar auf, was schief gelaufen ist in den letzten Jahren. "Schmerzhaft" sei das, erzählt Katrin Bauer und ihr Mann nickt. Ob Katrin und Markus Bauer sich endgültig trennen oder einen gemeinsamen Neubeginn wagen, wissen beide zurzeit noch nicht: "Wir brauchen noch ein bisschen Zeit."
|