Viele Menschen kennen den Begriff "Eisenmangel" mit Folgen wie ständiger Müdigkeit, blasser Haut, eingerissenen Mundwinkeln und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionskrankheiten.
Doch die wenigsten haben jemals etwas von einer "Eisenüberladung" gehört.
Dabei kann diese sogar lebensbedrohlich sein.
Eine Eisenüberladung ist erblich bedingt oder Ursache regelmäßiger Bluttransfusionen.
Während der gesunde Körper drei bis vier Gramm Körpereisen enthält, steigt diese Menge durch die ständige Zufuhr von Fremdblut leicht auf ein schädliches Niveau.
Das überschüssige Eisen lagert sich in Herz, Leber- und Drüsengewebe ab und kann dort zu lebensbedrohlichen Störungen führen.
Um das Eisen wieder aus dem Körper entfernen zu können, stehen heute so genannte Eisenchelatoren zur Verfügung.
Auf Transfusion angewiesen
Nicht nur bei Unfällen oder Notfällen im OP werden Bluttransfusionen benötigt, sondern vor allem auch bei Patienten mit Bluterkrankungen.
Dazu gehören unter anderem MDS-Erkrankungen (myelodysplastische Syndrome).
Die Ursache dieser häufigsten Bluterkrankung ist nicht zweifelsfrei geklärt, sie wird aber sehr wahrscheinlich durch umweltbedingte, erbliche oder medizinische Faktoren ausgelöst - beispielsweise Chemotherapie oder Virusinfektion.
Bei der Erkrankung tritt eine Störung der Blutbildung auf, zwei Drittel der Betroffenen benötigen dann Bluttransfusionen.
Die so genannte "Mittelmeeranämie" (Thalassämie) ist eine genetische Erkrankung der roten Blutkörperchen.
Wegen eines Gendefekts kann der rote Blutfarbstoff Hämoglobin nicht in ausreichender Menge gebildet werden.
Ohne die Therapie mit Bluttransfusionen sterben die Patienten vor dem sechsten Lebensjahr.
Auch die Sichelzellenanämie wird durch einen Gendefekt verursacht, wobei die typischen sichelförmigen Blutkörperchen entstehen.
Bei all diesen Erkrankungen entsteht eine Blutarmut (Anämie), die durch Bluttransfusionen behandelt werden muss.
Da rote Blutkörperchen zu einem großen Teil aus Eisen bestehen, nimmt der Mensch pro Transfusion die mindestens 20-fache Menge Eisen auf, die normalerweise über die Nahrung eingenommen wird.
Dies kann bei zwei Konzentraten pro Monat bereits nach knapp einem Jahr zu einer Eisenüberladung führen, da der Körper Eisen nicht aktiv ausscheiden kann.
Ist zu viel Eisen aufgenommen worden, können freie Radikale im Körper entstehen, die schon in geringen Mengen schwere Organschäden vor allem an Herz und Leber verursachen.
Langfristig kann es zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Tumorbildung oder Entzündungen kommen.
Deshalb muss die Eisenkonzentration bei Patienten, die regelmäßig Transfusionen erhalten, ständig überwacht werden.
Wird bei den Messungen ein bestimmter Schwellenwert erreicht, ist die sogenannte "Eisenchelat-Therapie" nötig, um Eisen "einzufangen" und den Folgen einer Eisenüberladung vorzubeugen.
Chelatoren binden überschüssiges Eisen und führen es aus dem Körper.
In den letzten mehr als drei Jahrzehnten wurde eine Infusionslösung als Standardtherapie eingesetzt.
Der Nachteil war, dass sie über acht bis zwölf Stunden an fünf bis sieben Tagen pro Woche gegeben werden musste.
Das Medikament wird über eine Pumpe unter die Haut gespritzt, manchmal sogar Tag und Nacht.
Seit August letzten Jahres ist in Europa der neue Wirkstoff
Deferasirox zugelassen.
Es ist der erste Eisenbinder mit einer kontinuierlichen Wirkzeit von 24 Stunden, und das mit nur noch einer Tablette am Tag.
Sie wird aufgelöst in einem Glas Wasser oder Saft eingenommen.
Im Gegensatz zur Dauerinfusion unter die Haut stellt dies eine enorme Alltagserleichterung für die Patienten dar.
Die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit des neuen Präparates ist durch klinische Studien belegt worden.
Nähere Informationen zu dieser Therapie finden Sie im Internet unter folgender Adresse:
www.leben-mit-eisenueberladung.de.