Hypoglykämieprobleme

Retinopathie

Quellenangabe dieser Berichte:
Hypoglykämieprobleme 04/2002
Retinopathie 06/2002

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Konradshöhe GmbH & Co. KG

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An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken, dass ich Berichte aus dieser Fachzeitschrift für meine Homepage verwenden darf

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Zoff bei Unterzucker
Liegt der Blutzucker ständig sehr niedrig, dann kann es schwierig werden, die Symptome einer beginnenden Unterzuckerung rechtzeitig zu erkennen.
Fehlverhalten und Konflikte sind vorprogrammiert.
Niedrige Blutzuckerwerte führen bei Stephan Kettler (seit 23 Jahren Typ-l-Diabetes) und seiner Frau Petra immer häufiger zum Streit.
Seit einer Laserbehandlung der Augen bemühte Herr Kettler sich um möglichst niedrige Blutzuckerwerte.
Die Angst vor Folgeerkrankungen saß ihm heftig jm Nacken.
Er unterzuckerte seitdem häufig, ein paar Mal gelang es seiner Frau nur mit Mühe, ihm noch Apfelsaft einzuflößen.

Trotzdem war Stephan Kettler schon einmal bewusstlos.
Petra Kettler war deshalb ständig in Sorge, mehrfach täglich bat sie ihren Mann, seinen Blutzucker zu messen, zum Beispiel vor jeder Fahrt mit dem Auto.
Herr Kettler fand das sehr übertrieben und reagierte zunehmend ärgerlich.
Besonders während zu niedriger Werte wurde er richtig aggressiv und schrie seine Frau an, wenn sie ihn aufgeregt aufforderte, endlich Traubenzucker zu nehmen.

Unterzuckerungen treten bei jeder Form der Insulintherapie auf.
Der Fachbegriff Hypoglykämie, von Betroffenen gerne als Hypo abgekürzt, bezeichnet einen Blutzucker unter 50mg/dl (2,8 mmol/l).
Der Umgang mit Unterzuckerungen kann vor allem nach langer Diabetesdauer problematisch werden.
Die Situation der Kettlers ist geradezu typisch dafür.
Mehrere sich gegenseitig verstärkende Ursachen sind verantwortlich zu machen:

Die Angst vor einem Fortschreiten der Folgeerkrankungen lässt Herrn Kettler über das Ziel normaler Blutzuckerwerte hinausschießen.

Nach längerer Diabetesdauer verändern sich die Anzeichen einer Hypoglykämie, durch ständig zu niedrige Blutzuckerwerte sind sie besonders schlecht wahrzunehmen.

Die andauernde Sorge seiner Frau gibt Herrn Kettler das Gefühl, nicht mehr leistungsfähig zu sein.
Besonders peinlich sind ihm die Nachfragen in der Öffentlichkeit.

Im Unterzucker verändern sich unter anderem auch das Erleben und die Gefühle.
Die Aufgeregtheit der Ehefrau verstärkt den Ärger von Herrn Kettler über die Hypo.
In dieser verfahrenen Situation suchte das Ehepaar Kettler den Rat der betreuenden Diabetologin.
Durch sachliche Informationen über die Besonderheiten des Langzeitdiabetes und die Empfehlung, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, konnte sie dem Paar helfen.
So schafften es die Eheleute schließlich, durch gegenseitige Absprachen besser mit den berechtigten Sorgen vor Unterzuckerungen einerseits und Folgeerkrankungen andererseits umzugehen.

Typische Unterzuckerungs-warnzeichen
Durch das Stresshormon Adrenalin ausgelöste Symptome:
Zittern
Blässe im Gesicht
weite Pupillen
schneller Puls
Schweißausbruch

Durch den Energiemangel im Gehirn verursachte Zeichen:
Konzentrationsmangel
Kopfschmerzen
Flimmern vor den Augen
Wesensänderung
Gefühlsstörungen

Fortgeschrittenes Stadium mit Kontrollverlust:
Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit
Bewusstlosigkeit
Krampfanfall einzelner Gliedmaßen oder des ganzen Körpers

Je niedriger, umso besser?
Gefühlsmäßig liegt es nahe zu glauben, dass möglichst niedrige Blutzuckerwerte günstig sind, besonders wenn die Angst vor Folgeerkrankungen sehr groß ist.
Wenn nun aber das Ziel der Diabetestherapie eine Stoffwechseleinstellung ist, die der gesunder Menschen möglichst nahe kommt, dann bedeutet das auch, dass schwere Hypoglykämien nicht vorkommen dürfen.

Herr Kettler hat sich dazu noch einmal mit seiner Diabetologin beraten.
Sie empfahl ihm, seinen Ehrgeiz darauf zu verwenden, die Schwankungen seines Blutzuckers gering zu halten, statt wegen viel zu niedriger Zielwerte häufig Hypos behandeln zu müssen.
Durch mehr Gelassenheit bei erhöhten Werten und weniger Übertriebene Korrekturen mit Insulin gelang es Herrn Kettler besser, sowohl Hypoglykämien als auch größere Blutzuckerschwankungen zu vermeiden.
Sein guter HbA1c-Wert erhöhte sich dadurch kaum, die Risiken durch Hypos, zum Beispiel im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz, wurden aber deutlich gemindert.

Adrenalin löst die Symptome aus
Während in den ersten Jahren der Insulinbehandlung die Anzeichen einer Unterzuckerung kaum übersehen und deshalb rechtzeitig behandelt werden können, sind sie nach einigen Jahren oft nur noch schwer zu erkennen.
Ursache ist eine abgeschwächte Adrenalinantwort des Körpers auf den zu niedrigen Blutzucker.
Es ist aber gerade das Stresshormon Adrenalin, das die typischen Anzeichen einer beginnenden Unterzuckerung wie Zittern, Schweißausbruch oder Herzklopfen auslöst.

Bei Herrn Kettler traten diese Symptome nun aber kaum noch auf.
Er lernte deshalb gemeinsam mit seiner Frau, welche Anzeichen stattdessen für ihn spürbar und verlässlich sind.
Zu diesen Symptomen, die sich durch den zunehmenden Energiemangel im Gehirn ergeben, zählen zum Beispiel Konzentrationsschwäche, Verlangsamung, Wortfindungsprobleme, Schwierigkeiten bei einfachen Bewegungen, die sonst unbewusst gelingen, aber auch Stimmungsschwankungen und Aggressivität.

Außerdem erfuhr Herr Kettler von seiner Diabetologin, dass die Wahrnehmung für Hypoglykämien auch durch eine ständig sehr niedrige Einstellung mit vielen Hypoglykämien abgeschwächt wird.
Und dann erklärte die Diabetologin auch noch, dass nach langjährigem Typ-l-Diabetes die Ausschüttung des Glukagons nachlässt.
Dieses Hormon sorgt normalerweise als Teil der Gegenregulation bei niedrigen Blutzuckerwerten für die Freisetzung von Zuckerreserven aus der Leber.
Durch seinen Ausfall fehlt aber nun vielen Langzeitdiabetikern ein wichtiger Schutzmechanismus, das Risiko einer Bewusstlosigkeit im Unterzucker ist erhöht.

Streit vermeiden durch Absprachen
Nach einiger Zeit hat Herr Kettler den Eindruck, dass er seine Hypos durch die stabilere Stoffwechseleinstellung ohne ständig zu niedrige Werte wieder rechtzeitiger spürt und sie in Ruhe behandeln kann.
In der täglichen Alltagsroutine merken viele Paare nicht, wie sich typische Formen des Umgangs miteinander einschleifen.
Oft ersparen sie langes Nachfragen oder Abstimmungen - das Paar ist einfach gut aufeinander eingespielt.
Es ergeben sich aber auch sensible Themen, bei denen bereits eine Andeutung ausreicht, um den Partner oder die Partnerin "auf die Palme" zu bringen, obwohl man doch noch gar nichts gesagt oder es nur gut gemeint hat.
Die Frage "Bist du schon wieder niedrig?" - so wie beim Ehepaar Kettler - ist dafür ein Beispiel.

Die psychologische Seite
In einem psychologischen Beratungsgespräch haben sich Petra und Stephan Kettler Gedanken darüber gemacht, warum es deshalb wiederholt zum Streit gekommen ist.
Beide Partner haben dazu über ihre Sorgen und Gefühle berichtet, die sie mit dem Satz "Bist du wieder niedrig?" verbinden.
Dann erhielten beide die Aufgabe, sich zu überlegen, wie die beste Lösung für den Partner aussehen könnte.
Petra Kettler schlug vor, dass sie mit ihrem Mann ein diskretes Zeichen für "Hypo" verabreden könnte, damit peinliche Szenen in der Öffentlichkeit entfallen.
Sie nahm sich auch vor, nicht mehr routinemäßig nach dem Blutzuckerwert zu fragen, sondern nur dann, wenn sie den Eindruck hat, ihr Mann sei unterzuckert.

Stephan Kettler stellte für sich fest, dass es eigentlich doch kein Zeichen von Stärke ist, bei einem Unterzucker abzuwarten und möglichst lange durchzuhalten.
Er nahm sich vor, konsequent und rechtzeitig zu handeln und auf Hinweise seiner Frau ruhig zu reagieren.
Das Risiko durch Hypoglykämien im Straßenverkehr war ihm durch die Beratung der Diabetologin bereits deutlich geworden.
Deshalb hat er sich auch ein "Erste-Hilfe-Hypo-Täschchen" mit Extra-Mess-gerät, Streifen sowie ausreichend Traubenzucker und Apfelsaft ins Auto gelegt und beschlossen, lieber einmal mehr als einmal zu wenig zu messen.
Nach einer Woche Probelauf können die Kettlers nun entspannter miteinander umgehen, obwohl sich beide noch ab und zu auf die Zunge beißen müssen, um nicht wieder in den alten Trott zu verfallen.

Gefühle im Unterzucker
Während einer Unterzuckerung wirkt sich der Energiemangel im Gehirn nicht nur auf die Konzentrationsfähigkeit und die Koordination aus.
Auch die Gefühlswelt ist betroffen.
Gute Laune wird bei einigen Menschen zu Albernheit, Kinder weinen bittere Tränen wegen irgendwelcher Nichtigkeiten, und kleiner Ärger führt zu heftiger Aggression.
Intensive Gefühle überlagern in diesem Zustand jeden klaren Gedanken.
Es hat deshalb wenig Sinn, mit einem Menschen in der Hypoglykämie über Fehler zu diskutieren oder aufgeregt zu streiten.
Liebevolle Zuwendung und ruhige, klare Anweisungen helfen in dieser Situation am ehesten.

Äußerungen während einer Unterzuckerung sollten nicht auf die Goldwaage gelegt werden.
Sie sind nicht das Abbild innerster Gedanken und Gefühle, sondern nur Folge des Energiemangels im Gehirn.

Ein Beispiel, das auch Menschen ohne Diabetes kennen, hat Petra Kettler geholfen, das Verhalten ihres Mannes bei niedrigem Blutzucker zu verstehen:
Wenn sie nach einem sehr anstrengenden Tag spätabends hungrig und völlig übermüdet aus dem Dienst kommt, dann bringt auch sie jedes falsche Wort oder die kleinste Andeutung einer Kritik aus der Fassung, und sie ist zu keinem klaren Gedanken fähig.
Für den Fall, dass Frau Kettler ihrem Mann bei der Unterzuckerung helfen muss, haben beide deshalb zusammen folgende Absprachen getroffen:

Herr Kettler ist einverstanden, dass seine Frau ihm ruhig und bestimmt Apfelsaft oder Traubenzucker gibt und ihn dabei auffordert, die Nahrung auch zu schlucken.
Frau Kettler lässt sich auch durch aggressive Kommentare ihres Mannes in der Hypo nicht aus der Ruhe bringen.
Über Konflikte wird erst gesprochen, wenn der Blutzucker wieder normal ist.

Entscheidend bei solchen Absprachen ist, dass Betroffene wie Herr Kettler selbst festlegen, was mit ihnen geschehen soll, wenn sie sich nicht mehr helfen können.
Gleichzeitig weiß die Partnerin in diesem Moment, dass sie genau im Sinne ihres Mannes handelt.
Solche Absprachen geben beiden Seiten die notwendige Sicherheit und stärken das gegenseitige Vertrauen, gemeinsam auch schwierige Situationen zu meistern.


Unsere Autorin
Dr. Karin Lange ist Diplom-Psychologin an der Abteilung für Medizinische Psychologie der Medizinischen Hochschule Hannover.




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Laser rettet Augenlicht
Hoher Blutzucker schädigt auch die kleinsten Äderchen am Augenhintergrund.
Bei fortgeschrittenen Veränderungen kann eine Lasertherapie die drohende Erblindung aufhalten.

Was ist Laser?
Physikalische Methode zur Erzeugung eines gebündelten Lichtstrahls mit sehr hoher Energie Laser ist die Abkürzung von (englisch) light amplification by stimulated emission of radiation, übersetzt etwa:
Verstärkung des Lichts durch Anregung der Strahlung.
In der Medizin werden unterschiedliche Laserverfahren eingesetzt, unter anderem zum Schneiden, Entfernen von Tumoren, zur Blutstillung bei Operationen, Öffnung verschlossener Blutgefäße, Zerstörung von Gallensteinen sowie zur Behandlung von Netzhautveränderungen.

Die Netzhaut im Auge (der Fachbegriff lautet Retina) ist die Schaltstelle, an der Lichtenergie in Sehimpulse umgewandelt und dann über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet wird.
Funktioniert die Versorgung der Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen nicht mehr, weil die Durchblutung eingeschränkt ist, beginnen die Sehzellen zu leiden.
Genau dieser Prozess wird ausgelöst, wenn hohe Zuckerkonzentrationen im Blut die feinen Äderchen (Kapillaren) der Netzhaut so verändern, dass an ihnen krankhafte Aussackungen (Mikroaneurysmen) entstehen, Blut durch die Gefäßwände austritt und sich in ihnen verengende Ablagerungen festsetzen.
"Nichtproliferative diabetische Retinopathie" nennt der Augenarzt dieses erste Stadium einer fortschreitenden Netzhautschädigung, die jetzt durch geeignete Maßnahmen noch aufzuhalten ist.

Gerade noch rechtzeitig erkannt
Friedrich Kirchhoff hatte Glück, denn seine durch den Diabetes ausgelösten Veränderungen am Augenhintergrund (der Fachbegriff heißt diabetische Retinopathie) wurde vor zwei Jahren gerade noch rechtzeitig erkannt und bisher erfolgreich behandelt, wie Augenarzt Professor Dr. med. Bernd Bertram meint.
Der heute 70-jährige Ruheständler Kirchhoff, einst Marmorschleifer, war es sein Leben lang gewöhnt, hart zuzupacken.
Wehleidigkeit kannte er nie, und daher gab er nichts darauf, als bei ihm vor sieben Jahren bei einer kleinen Hautoperation zufällig ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde.
Eine schlechte Blutzuckereinstellung hinterließ dann aber an der Netzhaut beider Augen gefährliche Spuren.
Es war bereits zu starken Einblutungen gekommen.
Der Augenarzt entschied sich für eine Laserbehandlung zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

Wie wichtig die Behandlung zur Beseitigung der kranken Äderchen der Netzhaut mit Laserlicht war, weiß der Rentner heute.
Seine Netzhauterkrankung hätte sich ohne Behandlung mit dem Laserstrahl rasch verschlimmert und Friedrich Kirchhoff schließlich das Augenlicht gekostet.

Viele kommen zu spät
Doch leider nehmen viele Patienten die Chance nicht wahr, ihre Sehkraft zu retten, weil sie zu spät oder gar nicht zum Augenarzt kommen.
Je nach Region finden in Deutschland nur 18 bis 80 Prozent der Diabetiker regelmäßig den Weg in die augenärztliche Praxis - so das Ergebnis einer kürzlich vorgestellten Studie.
Im Anfangsstadium der Retinopathie empfindet der Patient nur selten eine Beeinträchtigung seines Sehvermögens.
Da er keine Beschwerden hat, sieht er auch keine Notwendigkeit für einen Besuch beim Augenarzt.

In dem Versäumnis einer vorbeugenden Untersuchung liegt nun aber das Verhängnis:
Etwa 6.000 Menschen erblinden bei uns jährlich aufgrund diabetischer Netzhautschäden.
Das müsste nicht sein, wenn sich auch Diabetiker mit vermeintlich gesunden Augen regelmäßig augenärztlich untersuchen.

Der Laser beseitigt kranke Gefäße
Die Laser-Therapie gilt derzeit als wirksamste Methode, um ein Fortschreiten der diabetischen Netzhauterkrankung zur "proliferativen Retinopathie" und den damit verbundenen Komplikationen zu verhindern.
Proliferativ bedeutet, dass sich infolge der eingeschränkten Durchblutung neue Kapillaren gebildet haben, die nun aber unkontrolliert wachsen, dabei die Ebene der Retina verlassen und sogar in den Glaskörper eindringen können.
Diese neuen Gefäße sind wenig belastbar - schon hoher Blutdruck kann sie zum Platzen bringen, so dass es zu massiven Einblutungen ins Auge kommt.
Durch das Einsprossen in den Glaskörper entstehen Stränge, die wie Zugseile auf die Netzhaut wirken und sie von der darunter liegenden Aderhaut ablösen.
Das aber bedeutet Sehverlust bis zur Erblindung.

Der Laserstrahl, den der Augenarzt mit Hilfe von Mikroskop und Lupe auf die krankhaft veränderten Bezirke der Netzhaut richtet, lässt sie mit seinem Wärmeeffekt vernarben.
Damit kann an dieser Stelle kein Blut oder Gewebewasser mehr durch die Gefäßwände treten.
So werden besonders schlecht durchblutete Flächen der Netzhaut stillgelegt, damit das gesunde Gewebe wieder besser mit Sauerstoff versorgt werden kann.
Da sich oft die kleinen Gefäße oder Kapillaren bereits an mehreren Stellen der Netzhaut verändert haben und manchmal bis ins Augeninnere wuchern, sind häufig mehrere Laser-Sitzungen nötig.
Mit großen Beeinträchtigungen durch die Behandlung braucht der Patient jedoch nicht zu rechnen.

Die "Koagulation" oder Verödung mit dem Laserstrahl dauert nur etwa zehn Minuten.
Für die Stunden nach der Behandlung sollte sich der Patient aber nichts vornehmen, wofür er ein gutes Augenmaß benötigt.
Denn die Pupille des Auges wird für die Lasertherapie mit Augentropfen erweitert, damit der Arzt eine optimale Sicht auf den Augenhintergrund erhält.
Der Patient hingegen sieht dadurch nach dieser Behandlung für mehrere Stunden eher verschwommen.
"Die Laserbehandlung ist gut zu ertragen" , wirft Karl Rennecken ein, der zur Kontrolle in die Praxis kommt.
Nach einem langen Berufsleben als Diplom-Ingenieur genießt er jetzt seinen Ruhestand.
Seit 35 Jahren hat er einen Typ-2-Diabetes und schon einige Laser-Sitzungen hinter sich gebracht.
Auch bei ihm kamen die diabetischen Veränderungen der Netzhaut nur zufällig ans Licht.
Durch eine Erkrankung der Herzkranzgefäße und einen Infarkt vor 13 Jahren entstand der Verdacht, den der Augenarzt dann bestätigte.

Guter Blutzucker ist das Wichtigste
"Die Retinopathie ist nicht weiter fortgeschritten", stellt Professor Bertram heute fest und legt die Spaltlampe, eine mit einem Stereomikroskop verbundene Lichtquelle, und die Lupe ab, mit der er den Augenhintergrund vergrößerte.
"Es haben sich noch keine Gefäßwucherungen gebildet, Ihre Retinopathie ist also noch nicht proliferativ", beruhigt Professor Bertram seinen Patienten.
"Wie steht es mit Ihren Blutzuckerwerten?", erkundigt sich Professor Bertram nach der heutigen Augenuntersuchung bei seinen Patienten Kirchhoff und Hennecken.
"Meine Werte schwanken ziemlich", gibt Friedrich Kirchhoff zu.
"Dann sprechen Sie doch nochmals mit Ihrem Hausarzt über Ihre Insulindosis", empfiehlt der Augenarzt.
"Sie wissen ja, neben der optimalen Einstellung Ihres Blutdrucks ist ein möglichst normaler HbA1c-Wert das A und O jeder erfolgreichen Netzhaut-Therapie."
Herr Kirchhoff nickt.
Viel zu lange hatte er seinen Diabetes mit Tabletten therapieren lassen, weiß er heute.
Seit er Insulin spritzt, fühlt er sich wesentlich besser.
Gleich morgen will er sich einen Termin geben lassen, um mit seinem Internisten über eine Verbesserung der Einstellung zu reden.

Die Chancen sind sehr gut
Professor Bertram ist heute mit dem Untersuchungsergebnis seiner beiden Diabetes-Patienten zufrieden - Herrn Kirchhoff bestellt er in drei Monaten zum nächsten Untersuchungstermin, während bei Herrn Hennecken die nächste Kontrolle von Sehvermögen und Augenhintergrund erst in sechs Monaten ansteht.
Sein Blutzucker scheint sehr gut eingestellt zu sein, und das wirkt sich auch positiv auf den Verlauf der Retinopathie aus.

Wie oft zum Augenarzt?
Die Initiativgruppe "Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen" empfiehlt:
Bei Typ-1-Diabetes
Kinder
ab dem 11. Lebensjahr jährlich
Erwachsene
nach acht Jahren Diabetes jährlich
Bei Typ-2-Diabetes
bei Diagnose des Diabetes; dann in Absprache mit dem Augenarzt
In der Schwangerschaft
zur Risikoabklärung vor einer geplanten Schwangerschaft; während der Schwangerschaft alle drei Monate

Was sagt der Fachmann
Laser hilft, ist aber kein Allheilmittel

Dem Diabetiker bleiben die Veränderungen am Augenhintergrund lange Zeit verborgen.
Wenn er regelmäßig einmal im Jahr - beim Typ 2 auch sofort nach der Diabetesdiagnose - seinen Augenhintergrund untersuchen lässt, kann der Augenarzt eine diabetische Netzhauterkrankung bereits im Anfangsstadium erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten.
Dazu gehört, dass der Patient sich mit seinem Diabetologen um eine Verbesserung der Stoffwechsellage bemüht.

Leider gibt es bisher keine Medikamente gegen diabetische Gefäßveränderungen am Auge.
Aber auch die Laserbehandlung kann in der Regel keine Sehverbesserung erreichen, sondern bestenfalls den gegenwärtigen Zustand erhalten.
Je eher deshalb die Schäden erkannt werden, umso sanfter kann die Therapie erfolgen und umso besser sind die Ergebnisse.
Es sind dann weniger Therapiesitzungen und eine geringere Laser-Energie erforderlich.
Trotzdem ist die völlige Heilung nicht möglich.
Meistens kann aber das Fortschreiten der Retinopathie verhindert werden.

Die Laserbehandlung selbst erfolgt ambulant in der Augenarztpraxis mit einer oder mehreren Sitzungen.
Manchmal muss sie nach einer gewissen Zeit ergänzt werden, je nach Zustand des Auges.
Eine Sitzung dauert zehn bis 15 Minuten.
Hinzu kommt die Zeit für die vorbereitende Augenuntersuchung und für die Pupillenerweiterung.
Und um die Lupe schmerzlos auf die Augenoberfläche aufsetzen zu können, werden vorher betäubende Augentropfen gegeben.

Bei schwerwiegenden Netzhautschäden wie Einblutungen in den gesamten Glaskörper und Netzhautablösungen wird der Laser nicht eingesetzt.
Dann kann aber eine aufwendige Operation, die Vitrektomie, meist noch die völlige Erblindung verhindern.
Dabei wird der durch Einblutungen und Gefäßwucherungen zerstörte Glaskörper entfernt.

Adresse
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Initiativgruppe zur
Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen (IFdA)
Robert-Koch-Straße 4
35033 Marburg

Internet: www.augeninfo.de


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