Gut eingestellt für Nachwuchs

So schonen Sie Ihre Nieren

Quellenangabe der Berichte:
Schwangerschaft * 4/2003
Nieren * 4/2003


© 2001 Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH & Co. KG

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Schwangerschaft

Diabetikerinnen haben gute Chancen, ein gesundes Baby zur Welt zu bringen.
Wichtige Voraussetzung:
eine optimale Blutzuckereinstellung.



Eine schlechte Blutzuckereinstellung erhöht das Risiko für Missbildungen und Frühgeburten

Gerade hat sie ihr Fläschchen bekommen, und nun ist die Welt in Ordnung.
Selig schlummert die kleine Freyja im Arm ihrer Mutter Annett Kalbitz.
Auch die frisch gebackene Mama ist zufrieden und glücklich.
Sie ist Typ-l-Diabetikerin und hat jetzt schon zum zweiten Mal ein gesundes Baby zur Welt gebracht:
vor fünf Jahren ihren Sohn Pascal und Ende Oktober letzten Jahres Töchterchen Freyja.
"Pascal war bei der Geburt ein bisschen kleiner und leichter", erzählt die 27-jährige Krankenschwester.
Sein Schwesterchen Freyja, von der Pascal ganz begeistert ist, kam mit dem Traummaß von 52 Zentimetern und ordentlichen 3.900 Gramm zur Welt.
"Jetzt reicht's aber", lacht Annett Kalbitz, "ein Drittes wollen wir nicht mehr.
Da sind mein Mann und ich uns einig.
Kinder kriegen ist nämlich sehr anstrengend und stressig."

Noch vor 50 oder 60 Jahren wäre dieses Familienglück kaum denkbar gewesen.
Früher kamen Frauen mit Typ-l-Diabetes oft nicht einmal ins gebärfähige Alter.
Schwangerschaften waren für Diabetikerinnen lange Zeit sehr problematisch, weil die erhöhten Blutzuckerwerte zu schweren und gefährlichen Komplikationen bei Mutter und Kind führten.
Heute steht dem Mutterglück von Typ-l-Diabetikerinnen nichts mehr im Weg - vorausgesetzt, die Blutzuckerwerte sind sehr gut eingestellt.
Denn eine ungenügende Einstellung und schlechte Zuckerwerte bergen immer noch erhebliche Gefahren für Mutter und Kind.

Dem Baby drohen beispielsweise Fehlbildungen an Herz, Wirbelsäule, Rückenmark, Knochen oder Nieren.
Die Lungenreifung kann sich verzögern, und infolge der ständigen Überversorgung mit Glukose kann das Kind zu groß und zu schwer werden.
Wegen der hohen Zuckerspiegel schüttet die Bauchspeicheldrüse des ungeborenen Kindes außerdem ständig große Mengen Insulin aus.

Das kann dazu führen, dass das Baby nach der Geburt, wenn die Zuckerspiegel plötzlich normal sind, in schwere Unterzuckerungen gerät.
Zudem steigt das Risiko, dass es zu einer Fehlgeburt kommt.
Bei der Mutter erhöht sich durch zu hohe Zuckerwerte die Gefahr von Harnwegsinfekten und Nierenbeckenentzündungen.
Auch das Risiko einer EPH-Gestose steigt an, einer Art "Schwangerschaftsvergiftung", die mit hohem Blutdruck, Eiweißverlusten über den Urin und starken Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe einhergeht.
Liegen die Blutzuckerwerte von Anfang an in den richtigen Grenzen, reduzieren sich diese Risiken auf ein Minimum.

"Idealerweise sollten die Nüchternwerte in der Schwangerschaft zwischen 60 und 90 mg/dl (3,3 bis 5,0 mmol/1) betragen und nach dem Essen nicht über 120 mg/dl (6,7 mmol/l) steigen", erklärt Dr. Helmut Pillin, Internist und Diabetologe in München, der in seiner Praxis viele werdende Mütter betreut.
"Der Durchschnittswert aus einem vollständigen Tagesprofil, also aus den Blutzuckerwerten vor und nach dem Essen sowie einem Spätwert, sollte in der Schwangerschaft unter 100 mg/dl liegen."
In den meisten Fällen lassen sich diese Vorgaben erreichen, beruhigt Dr. Pillin - auch wenn das viel Disziplin von der werdenden Mutter verlangt.
Doch die Mühe lohnt sich:
Durch eine frühzeitig optimale Einstellung des Diabetes ist die Chance, ein gesundes Kind zu bekommen, fast so groß wie bei einer Frau ohne Diabetes.

Annett und Ralf Kalbitz wissen ihr doppeltes Glück zu schätzen.
"Einfach waren die Schwangerschaften allerdings nicht", erzählt die junge Mutter.
Sie gehört zu den wenigen Diabetikerinnen, bei denen sich der von den Mahlzeiten unabhängige Insulinbedarf durch Insulin-Injektionen nicht vernünftig korrigieren ließ.
"In der ersten Schwangerschaft hatte ich es noch mit Spritzen versucht.
Das war sehr schwierig.
Nachts fielen die Zuckerwerte oft so stark, dass ich den Notarzt brauchte", erinnert sich Annett Kalbitz.
"Während der zweiten Schwangerschaft bekam ich dann eine Insulinpumpe.
Das hat mir sehr geholfen, und die intensive Betreuung durch meine Gynäkologin und meinen Diabetologen hat mir viel Sicherheit gegeben."

Hintergrund
Bekommt mein Baby auch Diabetes?

Die Veranlagung zu Diabetes wird zwar von den Eltern an die Kinder weitergegeben.
Das heißt aber nicht, dass das Kind automatisch an Diabetes erkrankt.
Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering:
Das Risiko, dass es später an Typ-1-Diabetes leiden wird, liegt bei:
1 bis 3 Prozent, wenn die Mutter Typ 1 hat und der Vater gesund ist,
5 bis 7 Prozent, wenn der Vater Typ 1 hat und die Mutter gesund ist,
20 bis 40 Prozent, wenn beide Eltern Typ-1-Diabetes haben.
Einige Daten weisen zudem darauf hin, dass ausreichend langes Stillen das Diabetesrisiko des Kindes senkt.
Mit einer Untersuchung des kindlichen Blutes auf Antikörper lässt sich das individuelle Risiko mittlerweile etwas genauer eingrenzen.
Der Insulinbedarf ändert sich
Zu Unterzuckerungen kann es auch bei schwangeren Diabetikerinnen kommen, die mit der Stoffwechseleinstellung nicht so große Probleme haben wie Annett Kalbitz.
Der Grund:
Im ersten Schwangerschaftsdrittel ist der Insulinbedarf meist etwas niedriger.
Besonders wenn eine Schwangere sich häufig erbrechen muss, was eine geregelte Nahrungsaufnahme erschwert, kann der Blutzucker stark sinken.
Für das Baby ist das gewöhnlich nicht weiter schlimm.
Seine Versorgung ist während einer Unterzuckerung kaum beeinträchtigt.

In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft steigt der Insulinbedarf stark an.
Ursache sind die Hormone, die die Plazenta bis zur 36. Woche verstärkt produziert.
Sie wirken als Gegenspieler zum Insulin.
Der wechselnde Insulinbedarf erfordert häufige Blutzuckerkontrollen und die ständige Anpassung der Therapie.
"Es ist wichtig, dass schwangere Diabetikerinnen vollständige Blutzuckertagesprofile mit Messungen vor und nach dem Essen erstellen", sagt Dr. Pillin.
Der Diabetologe rät zu einer intensivierten Insulintherapie, die zusätzlich zum mahlzeitenabhängigen Insulinbedarf täglich drei von den Mahlzeiten unabhängige Basalinsulin-Injektionen umfasst.

Gestationsdiabetes
Wenn Diabetes zum ersten Mal während der Schwangerschaft auftritt

Hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass bislang gesunde Frauen während der Schwangerschaft an Diabetes erkranken.
1 bis 3 Prozent, wenn die Mutter Typ 1 hat und der Vater gesund ist,Dieser so genannte Gestationsdiabetes tritt bei etwa drei bis sechs von hundert Schwangeren auf.
Häufig sind Frauen betroffen, die Verwandte mit Typ-2-Diabetes haben.
Oft verschwinden die Symptome des Diabetes nach der Schwangerschaft.

Doch jede zweite Frau mit Gestationsdiabetes erkrankt innerhalb von zehn Jahren an einem Typ-2-Diabetes.
Zwischen zwei und sieben Prozent entwickeln einen Typ-1-Diabetes, der auch nach der Geburt eine Insulintherapie erfordert.
Wenn ein Gestationsdiabetes nicht entdeckt und behandelt wird, drohen die gleichen Risiken für Mutter und Kind wie bei unbehandeltem Diabetes.

Einzige Ausnahme:
Das Risiko für Fehlbildungen ist nicht erhöht, da sich der Gestationsdiabetes erst im Laufe der Schwangerschaft entwickelt, wenn die Organe beim Embryo bereits angelegt sind.
Für Frauen mit Gestationsdiabetes gelten die gleichen strengen Behandlungsrichtlinien wie für andere Diabetikerinnen während der Schwangerschaft.
Lassen sich die entsprechenden Blutzuckerwerte nicht mit Diät erreichen, müssen sie etwa ebenfalls Insulin spritzen.
Regelmäßig zum Augenarzt
Auch der Kontakt zu den Ärzten muss intensiver werden:
Neben den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Gynäkologen sollten mindestens einmal im Monat Kontrolltermine beim Hausarzt beziehungsweise Diabetologen sowie regelmäßige Besuche beim Augenarzt auf dem Plan stehen.
Vor allem bei Diabetikerinnen, die bereits vor der Schwangerschaft an einer Retinopathie litten, kann sich die Augenerkrankung verschlechtern.
Die Veränderungen bilden sich zwar nach der Schwangerschaft oft wieder zurück, fortwährende Kontrollen sind aber sehr wichtig.
Etwa 1,8 Prozent der Kinder gesunder Mütter kommen mit Organfehlbildungen zur Welt, bei Kindern diabetischer Mütter beträgt die Rate rund fünf Prozent.
Studien haben allerdings gezeigt, dass die Fehlbildungsrate nicht erhöht ist, wenn Diabetikerinnen ihre Schwangerschaft planen und die Blutzuckerwerte bereits zum Zeitpunkt der Empfängnis optimal eingestellt sind.

Anja Rodenwald hat sich für diesen Weg entschieden.
Die 28-jährige Einzelhandelskauffrau hat auf einer Schulung gehört, dass sie die Chance auf ein gesundes Kind dadurch wesentlich erhöhen kann.
"Vor etwa einem Jahr haben mein Mann und ich beschlossen, dass wir ein Baby wollen", erzählt sie.
"Ich hab das mit meinem Arzt besprochen, und seitdem hat sich mein Leben schon etwas geändert.
Ich musste auf ein anderes Insulinpräparat umstellen, hatte anfangs deswegen auch viel mehr Arztbesuche und muss jetzt viel disziplinierter sein."
Leicht fällt Anja Rodenwald das nicht.
Aber für ein gesundes Baby nimmt sie das gerne in Kauf.
"Ich wünsche mir sehr, dass es jetzt bald klappt.
Langsam werde ich schon ein wenig ungeduldig", gesteht sie.
"Ich bin 28 Jahre alt und habe seit zehn Jahren Diabetes.
Je älter ich werde, desto schlechter wird ja die Situation.
Andererseits weiß ich auch, dass ich mich nicht verrückt machen darf, sonst klappt es erst recht nicht!", beschreibt sie ihre zwiespältigen Gefühle.

Mit ein Grund für die Ungeduld von Anja Rodenwald:
Das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen ist besonders niedrig, wenn der Diabetes erst kurze Zeit besteht und noch keinerlei Folgeerkrankungen nachweisbar sind.
"In jedem Fall gilt, dass sich das Risiko durch eine strenge Blutzuckereinstellung mit möglichst normalen Werten wesentlich verringern lässt", beruhigt Dr. Pillin.


INSULINPUMPE
Wem nützt sie, wann zahlt die Kasse??

Nicht nur für schwangere Diabetikerinnen oder Diabetikerinnen, die eine Schwangerschaft planen, ist eine Insulinpumpen-Therapie sinnvoll.
Auch für folgende Patienten kann der Wechsel auf eine Pumpentherapie Vorteile bringen:
Diabetiker, bei denen trotz intensivierter konventioneller Insulintherapie (ICT) die Blutzuckereinstellung nicht stabil bleibt
Diabetiker mit Neigung zu schweren Unterzuckerungen, vor allem nachts
Diabetiker mit deutlich erhöhtem Insulinbedarf am Morgen
Diabetiker mit sehr unregelmäßigem Lebensrhythmus, beispielsweise Schichtarbeiter, die mit herkömmlicher Spritzentherapie nicht eingestellt werden können
Voraussetzung für eine Insulinpumpen-Behandlung ist die Teilnahme an einem allgemeinen Diabetes-Schulungsprogramm, die Teilnahme an einem speziellen Schulungskurs zur Insulinpumpen-Behandlung sowie die Nachbetreuung durch ein Pumpenzentrum oder eine Pumpenambulanz, wo der Diabetiker bei Problemen jederzeit fachlichen Rat einholen kann. Die Kostenübernahme für die Insulinpumpe muss mit einem Gutachten des Diabetologen bei der Krankenkasse beantragt werden.
Interview mit Dr. med. Helmut Pillin, Internist und Diabetologe
"Blutzucker schon vor der Empfängnis optimieren"!

Warum sollte der Stoffwechsel schon vor Beginn der Schwangerschaft optimal eingestellt sein?
Wenn bereits zum Zeitpunkt der Empfängnis optimale Stoffwechselbedingungen herrschen, ist das Risiko für Organfehlbildungen des Kindes wesentlich geringer.
Die Anlage der Organe findet nämlich bereits in den ersten Schwangerschaftswochen statt.
Wenn die Schwangerschaft festgestellt wird, ist also oft schon wichtige Zeit verstrichen, in denen die Blutzuckerwerte möglicherweise nicht optimal waren.
Welche Gründe sprechen noch dafür, die Schwangerschaft zu planen?
Manche Medikamente, wie etwa einige blutdrucksenkende Mittel, die auch viele junge Typ-l-Diabetiker einnehmen müssen, sind in der Schwangerschaft nicht geeignet und sollten bereits vorher durch andere ersetzt werden.
Wenn eine Frau Analog-Insuline spritzt, raten wir zur Umstellung auf Human-Insulin.
Der Grund ist, dass wir noch nicht genug darüber wissen, wie AnalogInsu1ine vom ungeborenen Kind vertragen werden.
Auch diese Umstellung sollte bereits vor Beginn der Schwangerschaft geschehen sein.
Wie kann die Patientin selbst zu einer möglichst guten Einstellung des Diabetes beitragen?
Die Schwangere kann und sollte sehr viel selbst tun.
Im Grunde liegt die Insulintherapie ja in ihrer Hand.
Sie sollte die Insulintherapie selbst anpassen und die Anpassungsregeln gut beherrschen.
Dazu sind häufige Blutzucker-Selbstkontrollen notwendig.
Weil ein regelmäßiger Lebensrhythmus die Einstellung deutlich erleichtert, ist es sinnvoll, während der Schwangerschaft einen festen Essensplan mit Haupt- und Zwischenmahlzeiten einzuhalten.
Für welche Patientinnen ist eine Insulinpumpe empfehlenswert?
Wichtig und ideal ist die Behandlung mit einer Insulinpumpe in erster Linie für Patientinnen, die ihren von den Mahlzeiten unabhängigen Basalinsutinbedarf mit der Spritzentherapie nicht gut genug ersetzen können.
Einstellungsprobleme mit dem Mahlzeiten-Insulin lassen sich dagegen mit einer Spritzentherapie meistens recht gut in den Griff bekommen.
Raten Sie Ihren schwangeren Diabetikerinnen, Mineralstoffe oder Spurenelemente einzunehmen?
Für schwangere Diabetikerinnen gelten hier die gleichen Empfehlungen wie für gesunde Schwangere.
Sie sollten in jedem Fall Folsäure- und Jodpräparate einnehmen, je nach Blutbild eventuell auch ein Eisenpräparat.
Es spricht einiges dafür, dass auch die Einnahme von Magnesium sinnvoll ist, wobei die Meinungen hier auseinander gehen.
Beeinflusst Diabetes eigentlich auch die Empfängnisbereitschaft?
Die Empfängnisbereitschaft von Frauen mit Diabetes unterscheidet sich bei guter Diabeteseinstellung nicht wesentlich von der stoffwechselgesunder Frauen.
Nur bei ungefähr 17 bis 21 Prozent bleibt ein Kinderwunsch unerfüllt.


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Richtig essen
Eine eiweiß- und salzarme Ernährung hilft, mit einer beginnenden Nierenschwäche besser klarzukommen.

Mit den Nieren ist es wie mit einem Dampfross:
In jungen Jahren prächtig in Schuss, werden sie im Alter schwächer und dünnwandig.
Während der Dampflok Rost und schlechte Wartung zusetzen, sind es bei den Nieren zu viel Zucker im Blut, zu hoher Blutdruck und zu viel Eiweiß im Essen.

Letztere gelten als Auslöser der Nierenprobleme bei Diabetikern.
Denn hoher Blutdruck und hohe Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße.
Je feiner die Gefäße sind, umso empfindlicher reagieren sie.
Und weil kaum ein anderes Organ von so vielen winzigen Blutgefäßen durchzogen ist wie die Nieren, sind Probleme mit ihnen bei Menschen mit Diabetes so häufig.

Bei zirka jedem dritten Typ-l- und Typ-2-Diabetiker funktioniert im Laufe seines Lebens die Niere nicht mehr richtig.
Das merken die Betroffenen anfangs gar nicht, denn Schmerzen oder andere Probleme bereitet eine diabetische Nephropathie, so heißen Nierenschäden, die durch Diabetes entstehen, anfangs nicht.
"Deshalb ist es so wichtig, dass Diabetiker beim Arzt jedes halbe Jahr ihren Urin auf Eiweißspuren testen lassen.
Denn schon geringe Mengen Eiweiß im Urin können ein Zeichen dafür sein, dass mit den Nieren etwas nicht stimmt", so die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Astrid Tombek vom Diabetes Zentrum in Bad Mergentheim.

Das heißt aber noch lange nicht, dass die Nieren über kurz oder lang aufhören zu arbeiten.
Dr. Tombek macht Menschen mit beginnender Nierenschwäche Mut:
"Wenn Blutzucker und Blutdruck möglichst gut eingestellt werden, der Patient nicht raucht und Essen und Trinken die Nieren nicht unnötig belasten, dann haben die Betroffenen gute Chancen, dass ihre Nieren keinen weiteren Schaden nehmen oder sie sich sogar erholen."
"Eiweiß ist lebensnotwendig", sagt Dr. Tombek.
"Aber Menschen, deren Nieren nicht mehr richtig arbeiten, bereitet zu viel Eiweiß im Essen Probleme".

Dr. Astrid Tombeck berät Patienten mit Nierenerkrankungen und zeigt ihnen, wie sie Eiweiß beim Essen sparen können.
Besonders viel und für die Nieren schädliches Eiweiß steckt in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst, Eiern und Milchprodukten.
Dr. Tombek empfiehlt ihren Patienten, diese Lebensmittel seltener und nur noch in kleinen Portionen zu essen.
Sie weiß aber auch, dass viele Menschen nicht auf ein Stück Fleisch am Tag oder ein Ei zum Frühstück verzichten wollen.

Deshalb sind die Experten vom Diabetes Zentrum dazu übergegangen, ihre Patienten nach deren individuellen Vorlieben zu beraten.
"Der eine möchte unbedingt ein Stück Fleisch essen und verzichtet dafür auf die Wurst beim Frühstück, anderen fällt es leichter, auf Fleisch zu verzichten, um dafür mehr Käse zu essen", sagt Dr. Tombek.
Das Ganze funktioniert ähnlich wie ein Bankkonto.
Die Nierenpatienten haben zu Beginn eines Tages auf ihrem Konto ein gewisses Eiweiß-Guthaben.
Eier, Käse, Wurst, Fleisch, kurz alle Lebensmittel, die nennenswerte Mengen Eiweiß enthalten, werden abgebucht.
Erst, wenn nichts mehr auf dem Konto ist, sollten die Betroffenen auf eiweißhaltige Lebensmittel verzichten.

Eiweiß-Konto berechnen
Wer wissen will, wie viel Eiweiß-Guthaben er pro Tag hat, dem hilft folgende Rechnung:
Pro Kilogramm Körpergewicht sollten Menschen mit beginnender Nierenschwäche nicht mehr als 0,8 bis 1,0 Gramm Eiweiß am Tag essen.
Für eine 70 Kilogramm schwere Person sind das 56 bis 70 Gramm Eiweiß.

Mit Hilfe von Nährwert-Tabellen (siehe unten) lässt sich dann leicht ausrechnen, wie viel Fleisch, Wurst oder Käse am Tag gegessen werden können.
Noch vor wenigen Jahren wurde den Nierenpatienten empfohlen, auch eiweißreiche pflanzliche Lebensmittel, zum Beispiel Linsen, sparsam zu verzehren.
"Aber davon sind wir mittlerweile abgerückt", sagt Dr. Astrid Tombek.

"Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass pflanzliches Eiweiß die Nieren kaum belastet."
Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Geflügelfleisch und Fisch für die Nieren weniger schädlich sind als rotes Fleisch, zum Beispiel vom Rind oder Schwein.

So viel Eiweiß steckt drin
Angegeben ist der Eiweißgehalt pro Portion jeweils in Gramm
Putenbrust 100 (roh) 24
Schweinefleisch,
Lende
100 (roh) 22
Rind, Lende 100 22
Lachs 100 (roh) 20
Scholle 100 (roh) 17
Kabeljau 100 (roh) 17
Emmentaler,
45% Fett
30
(1 Scheibe)
9
Edamer,
30% Fett
30 8
Brokkoli 200 7
Nudeln, mit Ei 50 (trocken) 7
Schinken, gekocht 30 7
Camembert, 30% Fett 30 7
Müsli, ballast-stoffreich 50 6
Nudeln, ohne Ei 50 (trocken) 6
Blumenkohl 200 5
Joghurt, fettarm 150
(1 Becher)
5
Erdnüsse 20 5
Leberwurst 30 4
Quark, mager 30 4
Milch, fettarm 100 3,5
Reis 50 (trocken) 3
Vollkornbrot 45
(1 Scheibe)
3
Frischkäse,
30% Fett
30 3
Walnüsse 20 (5 Kerne) 3
Sahne 100 2,5
Paprika 200 2
Karotte 200 2
Banane 150 1
Erdbeeren 125 1
Kiwi 100 1
Pflaumen 125 1
Pfirsich 125 1
Salatgurke 200 1
Kopfsalat 50 1
Apfel 125 0,5
Tomate 50 (1 Stk) 0,5

Mit Gemüse satt essen
"Richtig satt essen können sich die Patienten mit beginnender Nierenschwäche an Gemüsen und Salaten", sagt Birgit Edsperger, Fachschwester und Ernährungsberaterin für Nierenpatienten.
Salate sollten mit einem Dressing aus Essig und Öl angemacht werden statt mit Joghurt, um Eiweiß zu sparen.
Auch Nudel-, Reis- und Kartoffelgerichte, zum Beispiel als Gemüsepfannen oder Aufläufe, sind vollwertige Mahlzeiten, die nur wenig Eiweiß enthalten und kaum die Nieren belasten.
Um das Eiweißkonto zu schonen, rät Birgit Edsperger, Wurst und Käse auf dem Brot ein- bis zweimal täglich durch pflanzliche Brotaufstriche zu ersetzen.
Statt Quarkspeisen, Joghurts oder Puddings als Dessert oder Zwischenmahlzeit schmecken auch frisches Obst und Kompott.

Salz sparen
Neben Eiweiß spielt Salz eine wichtige Rolle in der Ernährung von Nierenpatienten.
Dr. Astrid Tombek erklärt das so:
"Viele Menschen reagieren mit erhöhtem Blutdruck, wenn sie viel Salz im Essen verwenden.
Hoher Blutdruck ist aber einer der Hauptfeinde der sehr feinen Blutgefäße in den Nieren."

Dr. Tombeks Rat:
"Gehen Sie mit Salz sparsam um, auch das schont die Nieren."
Größere Mengen Salz verstecken sich in Brühen, vielen Gemüsekonserven und Fertiggerichten, sowie in Schmelzkäse und Wurst.
Auch von Mineralwasser, das mehr als 50 Milligramm Natrium (Na) pro Liter enthält, rät Dr. Tombek ab.
"Bei einer beginnenden Nierenschwäche ist es dennoch sehr wichtig, dass die Patienten viel trinken", sagt Dr. Astrid Tombek.
Sie empfiehlt natriumarme Mineralwässer sowie Früchte- und Kräutertees, die mit Süßstoff gesüßt werden können.

Bei Bier und Wein hingegen ist schon wieder Zurückhaltung angesagt.
Auch Alkohol steigert den Blutdruck und ist daher bei Menschen mit Nierenproblemen und Bluthochdruck nur selten und in kleinen Mengen erlaubt.
Und noch etwas steht bei geschwächten Nieren auf der Streichliste der Ärzte:
Rauchen.
In einer Studie mit Typ-2-Diabetikern bekamen innerhalb von vier Jahren zweimal so viele Raucher einen fortgeschrittenen Nierenschaden wie Nichtraucher.

Info
Nieren sind große Filter
Bis zu 1.700 Liter Blut filtern die beiden Nieren jeden Tag beim Menschen.
Dabei entfernen sie Abfallprodukte des Stoffwechsels und Giftstoffe aus dem Blutkreislauf und sorgen dafür, dass diese mit dem Urin ausgeschieden werden.
Außerdem bilden die Nieren lebenswichtige Hormone und spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Blutdrucks.
Weitere Informationen zum Thema Ernährung bei Diabetes sowie Rezepte für Nierenkranke finden Sie auf www.DiabetesPro.de

Wie Sie Eiweiß
reduzieren können
Wenn Sie wissen wollen, wie Sie mit der richtigen Ernährung Ihre Nieren schonen können, dann haben wir hier für Sie einige Rezeptbeispiele von der Ernährungsberaterin Birgit Edsperger.
Drei Fragen an die Krankenschwester für Nephrologie (Wissenschaft und Lehre von den Nierenkrankheiten) und Ernährungsberaterin Birgit Edsperger:


Worin besteht die Schwierigkeit für einen Diabetiker mit beginnender Niereninsuffizienz, die empfohlene Eiweißeinschränkung mit der Diabetesernährung zu kombinieren?
Das Reduzieren eiweißreicher Nahrungsmittel wie Fleisch, Käse- und Milchprodukte führt fast immer zu einer Erhöhrung der BE-Zufuhr, die der Patient durch kohlenhydratreiche Beilagen wie Reis, Nudeln, Kartoffeln und Backwaren vermehrt zu sich nimmt.

Viele Menschen können nicht auf ein Stück Fleisch am Tag, ein Ei oder Wurst zum Frühstück verzichten.
Daher müssen wir die Menschen unbedingt individuell beraten.
Das heißt, dass wir dem Patienten durch Beispielrezepte aufzeigen müssen, wie unterschiedlich hoch eine Eiweißzufuhr sein kann.
Ich habe deshalb ganz bewusst bei der Auswahl der Frühstücksbeispiele nicht auf eine Zusammenstellung mit Frischkäse und Schinken oder Quarkspeisen verzichtet.
So kann man ganz deutlich den Unterschied zu dem Frühstück mit Diätmarmelade sehen.
Der Patient, der sich morgens oder bei Zwischenmahlzeiten für eine eiweißreiche Variante entscheidet, sollte seine Eiweißzufuhr beim Mittag- oder Abendessen verringern.

Warum nennen Sie in Ihren Rezepten bei allen Zutaten die Nährstoffe?
Damit jeder Patient die für sich günstigere Abwandlung vornehmen kann.
So kann er zum Beispiel beim Putensalat Eiweiß einsparen, wenn er das Putenfleisch reduziert oder der Patient mit Kaliumproblemen kann die Menge an Champignons oder Tomaten beim Kräuterschmarrn verringern.

Wie viel Eiweiß kann der Diabetes-Patient mit Nierenproblemen täglich zu sich nehmen?
Der Patient muss zunächst zum Arzt und sich dann von ihm oder einer Ernährungsberaterin die individuell verträgliche Eiweißmenge errechnen lassen.
Dann stellt er sich selbst seinen Tagesplan zusammen, bei dem er sein tägliches Eiweiß-Guthaben nicht überschreiten sollte.
Daher darf man die Beispielrezepte nicht als Tagespläne auffassen, sondern als Berechnungsbeispiele.
Der Patient kann einzelne Rezepte abwechselnd in seinen persönlichen Speiseplan einbauen.
Die erhöhte Zufuhr von kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln kann eine Erhöhung der Blutzucker-Werte zur Folge haben, eine Insulindosisanpassung ist dadurch erforderlich.
Die tägliche Eiweißzufuhr darf übrigens nicht unter 40 Gramm liegen, da dies zu einer Mangelernährung führen kann.

Vegetarische Kost
Auch Diabetiker können sich fleischlos satt essen
Jede Woche werden rund 4000 Menschen zu Vegetariern.
Gründe für diese Entwicklung sind der Trend zur gesünderen Ernährung, aber auch Fleischskandale, wie jüngst BSE.
DiabetesPro.de hat die Diabetologin (DDG) und Ernährungsexpertin Dr. Monika Toeller vom Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut in Düsseldorf gefragt, was Diabetiker bei einer vegetarischen Ernährung beachten sollten.

Ist es auch für einen Diabetiker möglich, sich vegetarisch zu ernähren?

Grundsätzlich ist das möglich.
Für eine vegetarische Ernährungsweise sprechen auch beim Diabetiker einige Punkte:
Viele pflanzliche Lebensmittel sind sehr gesund, weil sie reichlich Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthalten.
Außerdem haben Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte eine geringe Blutzuckerwirksamkeit.
Wir wissen auch, dass die pflanzlichen Eiweiße die Nieren weniger belasten, als die tierischen.
Wird stark gesalzenes, gepökeltes Fleisch vom Speiseplan gestrichen, reguliert sich manchmal sogar der Bluthochdruck nach unten.

Als Vegetarier kann man sich unterschiedlich streng ernähren.
Sind all diese Formen, z.B. bis hin zur veganischen Ernährungsweise, für den Diabetiker risikolos?

Veganer haben tierischen Produkte gänzlich von ihrem Speiseplan gestrichen.
Diese Ernährungsweise ist für alle Menschen, nicht nur für Diabetiker, problematisch.
Bei diesem begrenzten Nahrungsmittelangebot ist es schwierig, die essentiellen Bestandteile, z.B. auch genug Jod und Calcium, für den Körper zu bekommen.

Die abgemilderten Formen, wie sie Ovo-Lakto-Vegetarier anwenden, sind sind einfacher umzusetzen.
Da stehen auch Milch und Eier auf dem Speiseplan.
Und Milchprodukte sind nun mal unsere wichtigsten Calciumlieferanten, weshalb wir schlecht auf sie verzichten können.

Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch.
Können Sie diesen Trend auch unter Diabetikern ausmachen?

Ja. Gerade viele junge Diabetikerinnen lehnen tierische Produkte, vor allem Fleisch, ab.
Gründe dafür gibt es, denke ich, viele verschiedene.
Von BSE bis hin zu einem gewissen Trend, wie sie schon sagten.
Aber oft tut es den Mädchen gut:
Wir beobachten, dass sie diejenigen sind, die sehr viel bewusster auswählen, was sie essen.
Sie essen meist weniger von den leicht verdaulichen Kohlenhydraten und haben dadurch die besseren Stoffwechselwerte.
Sie müssen nur von Zeit zu Zeit den Eisenspiegel kontrollieren lassen.
Denn unser Körper kann das lebensnotwendige Eisen aus pflanzlichen Produkten weitaus schlechter aufnehmen, als aus tierischen.
Wenn nötig, wird der Arzt ein Eisenpräparat verschreiben.

Wenn ein Diabetiker nun seine Ernährung umstellen will, was muss er beachten und wer berät ihn?
Wichtig ist, dass er mit Hilfe der einschlägigen Tabellen den Überblick über die kohlenhydrathaltigen Lebensmittel behält und seine Insulintherapie entsprechend anpasst.
Grundsätzlich soll er sich an seinen betreuenden Diabetologen wenden.
Er kann aber auch bei diabetologischen Zentren um Rat fragen.

Experten geben Auskunft
Dr. med. Monika Toeller
Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut an der Heinrich-Heine-Universität
Deutsche Diabetes-Klinik
Auf'm Hennekamp 65
40225 Düsseldorf
Tel. 0211/ 33 82-0
Fax 0211/ 34 20 80
Prof. Dr. med. U. Julius
Institut und Poliklinik für klinische Stoffwechselforschung
Universitätsklinikum
Carl-Gustav-CarusTU Dresden
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Tel. 0351-458 2179 oder 3469
Fax 0351-458 5306 oder 5324
Prof. Dr. med. Heiner Laube
Justus-Liebig-Universität
Med. Klinik III und Poliklinik
Zentrum für Innere Medizin
Rodhohl 6
35392 Giessen
Tel. 0641-99-427 53
Fax 0641-99-427 59
Prof. Dr. med. R. Petzoldt
Diabetesklinik Bad Oeynhausen
Herz- und Diabeteszentrum NRW
Univ.klinik der Ruhr-Univ.Bochum
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731-972292
Fax 05731-972122

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