Unispacer hilft bei Kniearthrose - die richtige Indikation vorausgesetzt
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Ein häufiges Problem bei Menschen im mittleren Alter zwischen etwa 45 und 60 Jahren ist die isolierte, nur an der Innenseite auftretende Kniearthrose. Die Behandlung einer solchen Arthrose ist dabei gar nicht so einfach, denn auch heute noch setzt man bei Patienten diesen Alters ungern eine Prothese ein. Eine kleine Scheibe aus Kobaltchrom soll jetzt die Lücke schließen, die zwischen dem Auftreten der Arthrose und dem "idealen Prothesenalter" klafft: Der "Unispacer" des Medizintechnikherstellers Zimmer wird in einem arthroskopischen Eingriff zwischen die Gelenkoberflächen geschoben und soll so verhindern, dass Knochen auf Knochen reibt.
ORTHOpress sprach darüber jetzt mit Dr. Andree Ellermann von der ARCUS Sportklinik in Pforzheim. Der Facharzt für Sportmedizin und Orthopädie führte den Unispacer in Deutschland ein und kann bereits auf eine zweijährige Erfahrung mit dem Implantat zurückblicken.
Dr. Ellermann: "Vor dem 60. Lebensjahr sollte eine Knieprothese nach Möglichkeit vermieden werden. Darüber besteht Einigkeit."
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Herr Dr. Ellermann, was spricht gegen den Einsatz einer Knieprothese beim Menschen im so genannten mittleren Lebensalter?
Dr. Ellermann: Generell besteht in der Medizin Einigkeit darüber, dass eine Vermeidung der totalen Kniegelenksprothese vor dem 60. Lebensjahr durchaus anzustreben ist. Grund dafür ist dass diese Patienten aufgrund ihrer noch sehr hohen Lebenserwartung damit rechnen müssen, im Laufe der Jahre mindestens eine, häufig auch mehrere Wechseloperationen über sich ergehen zu lassen. Die Operation zur Einbringung eines zementierten unikondylären Gelenkersatzes (Schlittenprothese) bzw. die zum optimalen Erfolg häufig notwendige Umstellungsosteotomie sind darüber hinaus technisch anspruchsvolle Eingriffe, die mit einer nicht unerheblichen Komplikationsrate verbunden sind. Ein metallischer Platzhalter, wie ihn der Unispacer darstellt, kann eine alternative Behandlungsoption für jüngere, teilweise übergewichtige, aber durchaus noch aktive Patienten sein. Die zu beobachtende Schmerzreduktion ist eine direkte Folge der geänderten Lastverteilung und der Wiederherstellung stabiler medialer Bandverhältnisse bei kompletter Vermeidung von Knochenresektion oder Zementfixation.
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Wie verläuft die Implantation eines Unispacers?
Dr. Ellermann: Zunächst wird ein etwa 5-6 cm langer Hautschnittvorgenommen. Vorhandene knöcherne Anbauten an Oberschenkel- und Schienbeinknochen werden abgetragen, um das innere Seitenband zu entlasten. An der Innenseite wird der Meniskus arthroskopisch bis auf eine stabile Kante reseziert.
Anschließend wird die Längen- und Höhenausdehnung gemessen und unter Bildwandlerkontrolle ein entsprechendes Probeimplantat eingebracht. Ein korrekt platzierter Unispacer bedeckt das Tibiaplateau von vorn nach hinten komplett. Das Kniegelenk wird dann mehrfach durchbewegt, wobei das Implantat bei zunehmender Beugung nach hinten gleitet. Die richtige Implantathöhe führt zu einer Stabilisierung des inneren Seitenbandes bei voller Streckung. Ein "Hineinzwängen" eines besonders hohen Implantates zur Erreichung eines vorgegebenen X-Bein-Winkels erfolgt dabei aber nicht. Ist die optimale Größe festgelegt, wird das hochpolierte Kobaltchrom-Originalimplantat eingesetzt und der Hautschnitt in üblicher Weise verschlossen.
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Kann der Unispacer bei jedem Patienten eingesetzt werden?
Dr. Ellermann: Nein. Ganz wichtig ist daher, zunächst im Rahmen einer Arthroskopie die Indikationsstellung zu überprüfen, d. h. es wird nachgeschaut, ob die wichtigen Voraussetzungen zum Einsatz des Unispacers überhaupt vorliegen. Wichtig ist zum Beispiel, dass der Außenmeniskus komplett erhalten ist und die Knorpelschäden an der Außenseite des Gelenks den Grad II nicht übersteigen. Unbedingte Kontraindikationen für die Implantation des Unispacers sind eine Kreuzband- oder ausgeprägte Seitenbandinstabilität oder -beschädigung. Weitere Ausschlusskriterien sind darüber hinaus eine Varusfehlstellung über 5° oder eine Streckhemmung von mehr als 10°.
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Sie setzen den Unispacer jetzt bereits seit mehr als zwei Jahren ein. Wie beurteilen Sie die Erfolge mit dem System?
Dr. Ellermann: Seit September 2002 sind 11 Patienten an der ARCUS Klinik mit dem Unispacer versorgt worden. Die geringe Patientenzahl ist dabei Ausdruck der von uns vorgenommenen sehr engen Indikationsstellung. Unter Berücksichtigung der geringen Fallzahl und des kurzen Nachuntersuchungszeitraumes berichten 10 der 11 Patienten über eine relevante Schmerzreduzierung bis hin zur Schmerzfreiheit, wobei sich tendenziell der Zeitraum 10-12 Wochen nach der Operation als eine Art "Wendepunkt" darstellt. Abgesehen von Ergussbildungen in den ersten 6-8 Wochen postoperativ sind bislang keine Komplikationen (insbesondere Luxation, Wundheilungsstörung etc. aufgetreten. Eine Revision wurde bisher nicht notwendig.
Innerhalb der europäischen Multi-Center-Studie, an der noch 5 weitere Kliniken beteiligt sind, wurden seit September 2002 bisher 64 Implantationen an 62 Patienten vorgenommen. Der durchschnittliche Lysholm-Score (Gradmesser für die Beurteilung der Gelenkfunktion) stieg dabei von präoperativ 54,4 innerhalb des Jahresverlaufes auf 83,9. Auch unter Berücksichtigung dieser Kurzzeitergebnisse hat sich der Unispacer daher aus eigener Erfahrung als eine sinnvolle Bereicherung für das operative Behandlungsspektrum der medialen Kniearthrose gezeigt, obwohl das Implantat zumindest momentan nur für eine ausgesuchte Patientengruppe in Frage kommt. Bei dieser werden jedoch die beiden Hauptziele - signifikante Schmerzreduktion und Zeitgewinn bis zum Totalersatz - in befriedigender Art und Weise erreicht. Natürlich werden aber erst Langzeitstudien zeigen, wie groß der Zugewinn an Lebensqualität für die Patienten wirklich ist.
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Herr Dr. Ellermann, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Kontaktadresse
ARCUS-Sportklinik GmbH
PD Dr. Andree Ellermann
Wilhelm-Becker-Str. 15
D-75179 Pforzheim
Tel. 07231 - 1542-0
Internet: www.arcus-sportklinik.de
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