Ausländische Drogenabhängige werden vernachlässigt
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Der Anteil ausländischer Drogenabhängiger beträgt in Deutschland etwa 15 Prozent. Angehörige dieser Gruppe sind mit ganz spezifischen Problemen konfrontiert.
Die meisten von ihnen weisen einen sehr viel längeren Abhängigkeitsverlauf auf als deutsche Drogenabhängige. Der Ausstieg aus der Droge stellt sich hier sehr viel schwieriger dar.
Woran liegt das? Besonders auffällig ist, dass die meisten Drogenabhängigen ausländischer Herkunft selten bis gar nicht die Hilfe von Drogenberatungsstellen aufsuchen. Teilweise fürchten die Ausländerinnen, dass sie aufgrund des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ausgewiesen werden könnten.
Die ausländischen Abhängigen haben außerdem eine noch höhere Hemmschwelle, die schon bei den betroffenen Deutschen sehr hoch ist, zu überwinden, wenn sie eine Hilfseinrichtung aufsuchen möchten. Es bedeutet immer ein Maß an Überwindung, sich der eigenen Suchtproblematik zu stellen und Hilfe zu suchen.
Bei Ausländerinnen aber ist zunächst einmal die sprachliche Barriere zu überwinden. Hinzu kommt, dass die wenigsten Einrichtungen über
die Probleme, die sich im Zusammenhang mit den kulturellen Besonderheiten ergeben, ausreichend informiert sind.
Es müssen also Einrichtungen gefördert werden, die den kulturellen Hintergrund der Klienten mit einbeziehen, um diese überhaupt zu erreichen.
Will man einer Diskriminierung auf dem Gebiet der Drogenhilfe entgegenwirken, so darf man die besondere Problematik hier nicht weiter ignorieren.
Mit Familientherapie Drogenabhängigkeit von Jugendlichen verhindern
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Drogenmissbrauch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein drängendes gesellschaftliches Problem.
Doch trotz steigenden Konsums sind frühzeitige Behandlungen junger Suchtkranker einschließlich ihrer Familien in Deutschland noch immer die Ausnahme. Ein vielversprechender Ansatz ist die Familientherapie. Damit kann das "Abrutschen" der Jugendlichen in eine schwere Drogenkarriere verhindert werden.
Der Sucht- und Drogenbericht der Bundesregierung liefert alarmierende Zahlen: Über ein Viertel der Jugendlichen hat Erfahrung mit illegalen Drogen, 15 Prozent sind Alkoholsucht gefährdet.
Oft mündet der frühe Konsum in Abhängigkeit: Das Risiko eines beginnenden Drogenmissbrauchs ist im Alter von 14 bis 15 Jahren in Europa und Nordamerika am höchsten. Die Folge: 5,3 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind süchtig nach illegalen Drogen, außerdem sind 4,8 Prozent der jungen Männer alkoholabhängig.
Die Sucht eines Angehörigen erschüttert meist die gesamte Familie. Die familiäre Struktur, die Beziehungen und der Zusammenhalt drohen zu zerbrechen. Im Unterschied zu Europa ist daher in den USA die Familientherapie bereits der empfohlene Standard für die erfolgreiche Behandlung von Jugendlichen und Heranwachsenden.
Die erste europäische Studie, die an der Hamburger Uniklinik in Eppendorf durchgeführt wurde, macht Hoffnung, dass sich auch hierzulande die Therapie von jungen Suchtkranken verbessern wird. Mit einer Behandlung, die das soziale Umfeld mit einschließt, kann den Betroffenen effektiv geholfen werden.
"Es hat sich gezeigt, dass die Familientherapie einen entscheidenden Beitrag leisten kann, familiäre Ressourcen so zu stärken, dass der Drogenmissbrauch der Jugendlichen bereits in einem sehr frühen Stadium abgewendet werden kann", fasst Professor Dr. Rainer Thomasius aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die Erfolge des "Eppendorfer Modells" zusammen.
Die reguläre Beendigung der Therapie - die so genannte Haltequote - liegt bei Familientherapien mit jugendlichen Drogenpatienten bei 70 bis 90 Prozent. Das ist weit über dem internationalen Durchschnitt: Bei anderen Therapien mit jugendlichen Drogenpatienten beträgt die Haltequote zwischen 60 bis 65 Prozent.
Auch die Ergebnisse zu längerfristigen Erfolgen sind vielversprechend: Nach zwei Jahren nähern sich die Werte der erreichten Familien denen von "unauffälligen" Referenzfamilien.
Die Ergebnisse und ihre Einordnung in den internationalen Forschungszusammenhang wurden von Rainer Thomasius publiziert (R. Thomasius, Hrsg.: Familientherapeutische Frühbehandlung des Drogenmissbrauchs. Eine Studie zu Therapieeffekten und -prozessen, Hamburg)
(Quelle: DGSF)
* Internetsucht * Forscher warnen vor Entzug *
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Die Zahl der Internetsüchtigen ist weiter im Steigen begriffen. Italienische Experten warnen vor den Folgen eines "Online-Entzugs", der in den Sommerwochen zahlreiche Web-Fans ergreift. 1,5 Mio. Italiener haben laut einer Studie der römischen Universität La Sapienza im Urlaub keinen Zugang zu ihren Geräten. "Aus unserer Studie geht hervor, dass sich viele unserer Patienten, die sich während des Sommerurlaubs vom PC trennen müssen, verloren fühlen. Viele suchen sich sogar Urlaubsorte aus, wo sie
sicher sind, online gehen zu können", so der PsychiaterTonino Cantelmi.
Wie beginnt die Sucht?
Die "Suchtkarriere" beginnt nach Angaben des Psychiaters wie andere Abhängigkeiten auch: Die Kranken wenden dem Internet immer mehr Zeit und Energie zu, ohne jedoch eine wirkliche Befriedigung zu erreichen. Die Patienten verlieren nach und nach die Kontrolle über ihr Verhalten. Laut Cantelmi gibt es u.a. "Informationssüchtige",
die stets über die Weltgeschehnisse informiert werden wollen. "Sie brauchen das Internet, um im Detail über die Ereignisse in der Welt Bescheid zu wissen".
Männer stärker betroffen
Der Internet-Süchtige ist statistisch gesehen ein Mann um die 30 mit hohem Ausbildungsniveau. Oft sei die Sucht gekoppelt mit einem schwachen Selbstwertgefühl und Persönlichkeitsstörungen, betonte Catelmi.
Auch Frauen werden "angesteckt": Sie suchen im Internet den Märchenprinzen oder einfach nur einen Freund. "In der Zukunft wird die Zahl der Internet-Süchtigen steigen. Mehr Menschen werden vom Internet abhängig sein als von Drogen wie Heroin", so der Psychiater. Häufiges Verlangen, sich ins Internet einzuloggen, längeres "Online-Sein" als beabsichtigt sowie ein Nachlassen der Arbeitsfähigkeit sind dem Experten zufolge ein Zeichen der Internet-Sucht.
* Gegen Drogen im Straßenverkehr * "don't drug and drive"
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Innenminister Dr. Albrecht Buttolo und der Staatssekretär des Kultusministeriums Hansjörg König haben heute die Präventionskampagne "don't drug and drive" in Sachsen
gestartet.
Mit der Kampagne sollen Jugendliche mit dem Thema "Drogen im Straßenverkehr" im Unterricht konfrontiert werden. Gleichzeitig führt die Polizei Drogenkontrollen im Straßenverkehr durch. Die Schüler der Klassen 10 sind die Zielgruppe der Aktion. Vor allem im Hinblick auf den früheren Erwerb der Fahrerlaubnis mit 17 Jahren. Vorerst
soll die Präventionskampagne deshalb in den 10. Klassen der Gymnasien starten.
Innenminister Albrecht Buttolo: "Jugendliche und junge Erwachsene sind sowohl im Bereich der Rauschgiftkriminalität als auch im Verkehrsunfallgeschehen seit Jahren deutlich überrepräsentiert. Offensichtlich werden die Gefahren der Drogen sowie die verkehrsrechtlichen Konsequenzen vielfach unterschätzt oder sind nicht ausreichend bekannt." "Suchtprävention ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen und damit auch eine wichtige Aufgabe der Schule. Die Kampagne soll die bisherigen Projekte des Kultusministeriums unterstützen und reagiert gleichzeitig auf die Zunahme von Drogenmissbrauch im Straßenverkehr", sagte der Staatssekretär des Kultusministeriums Hansjörg König.
Für die Arbeit im Unterricht gibt es einen Unterrichtsleitfaden und Infohefte, die unter anderem zur Gesetzeslage, über die Wirkung von Drogen, die Beeinflussung der Fahrtüchtigkeit und die Erkennung von Drogen durch moderne Testgeräte informieren. Polizeibeamte, Lehrer und Fahrlehrer werden dafür fortgebildet. Die Lehrer werden als Moderatoren vor allem den theoretischen Anteil der Veranstaltungen übernehmen.
Parallel erfolgen durch die Polizei Drogenkontrollen im Straßenverkehr, um die präventive Wirkung der Kampagne zu verstärken bzw. die Glaubwürdigkeit der angekündigten Folgemaßnahmen durch den unmittelbar eintretenden Überwachungsdruck zu erhöhen. Die Kampagne "don't drug and drive" hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft initiiert, um die Zahl der drogenbedingten Verkehrsunfälle zu reduzieren. Auch die Materialien stellt der Verband zur Verfügung. Bisher haben sich die Länder Bremen, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen an der Präventionskampagne beteiligt.
Zahlen und Hintergründe
Wurden im Jahr 2000 noch 624 Fahrzeugführer unter Einfluss von Drogen festgestellt, hat sich diese Zahl bis zum Jahr 2005 mit 2.745 Feststellungen mehr als vervierfacht. Der Anstieg der polizeilichen Feststellungen ist insbesondere auf die Ausbildung sowie die Sensibilisierung der sächsischen Polizeibeamten und die Intensivierung der diesbezüglichen Kontrollen zurückzuführen.
Auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Ursache "Drogen" verzeichnete einen Anstieg von 25 Unfälle im Jahr 2000 auf 73 Unfälle im Jahr 2005. Unter Betrachtung der Entwicklung des Verkehrsunfallgeschehens und der Rauschgiftkriminalität ist die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowohl im Bereich der Rauschgiftkriminalität als auch im Verkehrsunfallgeschehen deutlich überrepräsentiert. Offensichtlich werden die Gefahren der Drogen sowie die verkehrsrechtlichen Konsequenzen insbesondere durch Jugendliche und junge Erwachsene vielfach unterschätzt oder sind nicht ausreichend bekannt.
Bei Personen, die illegal Betäubungsmittel besitzen und/oder konsumieren, bestehen erhebliche Zweifel an der Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen. Dementsprechend werden die Fahrerlaubnisbehörden durch die Polizei informiert die ihrerseits Prüfmaßnahmen einleiten.
(Sächsisches Staatsministerium)
* Konsumformen * Experimentierkonsum * Freizeitgebrauch * Starker Gebrauch * Missbrauch
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Es gibt Drogen, die besonders schnell und stark abhängig machen können oder besonders große gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Wichtig ist aber auch die Frage, wie konsumiert wird: Manche Konsumformen bergen geringere Risiken, manche können zu schweren Problemen führen oder sind bereits Ausdruck eines schweren Problems.
Experimentierkonsum
Die Motive für einen Experimentierkonsum sind vor allem Neugierde, der Wunsch nach neuen Erfahrungen, die Suche nach Vergnügen, eine Anpassung an Gruppennormen oder der Druck aus der Gleichaltrigengruppe. "Diese Woche habe ich zum ersten Mal mit einem Freund einen Joint geraucht. Ich habe es übrigens getan, um mich ihm gegenüber besser zu fühlen."
Freizeitgebrauch
Gelegentlicher Freizeitkonsum hat seinen Grund z.B. in der Suche nach Vergnügen, im Gemeinschaftserleben, in der Suche nach Rausch oder "Ausflippen". "Ich konsumiere ab und zu an Wochenenden Cannabis." - "Ich trinke zum Abendessen gerne mal ein Glas Wein und sonst ab und zu mal ein Bier."
Starker Gebrauch, Missbrauch
Einem Missbrauch liegen oft schwerer wiegende Motive zugrunde, zum Beispiel Langeweile, der Wunsch nach Vergessen oder Realitätsflucht. "Ich brauche abends im Ausgang so meine drei Bier, um vom Tagesstress runterzukommen."
* Mit Haaranalyse zum * Drogen-Abstinenz-Nachweis
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* DC Drogencheck * ist das erste unabhängig geführte und anerkannte Labor für Haaranalysen in Deutschland
und leistet derzeit auch in Sachen Aufklärung Pionierarbeit.
In Deutschland steigt die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss kontinuierlich an. Wer unter Einfluss von legalen oder illegalen Drogen steht und ein Fahrzeug führt, handelt grundsätzlich rechtswidrig. Die Folge: Entzug der Fahrerlaubnis, die erst wieder mit einer positiven MPU erteilt wird. Ein Bestandteil der MPU ist der Drogenabstinenznachweis, den man entweder per Urin oder Haaranalyse erbringen kann.
Viele Institute bieten nur die bisher üblichen Urin-Laboruntersuchungen an. Da die meisten Drogen in Urin nur kurze Zeit (1-3 Tage) nach Konsum nachweisbar sind, müssen die betroffenen Personen über einen Zeitraum von einem Jahr alle zwei Monate unvermittelt zu einer Urin-Abgabe unter Aufsicht erscheinen. Flexibler, diskreter und vor allem sicherer ist die Haaranalyse. DG Drogencheck hat sich auf dieses zuverlässige Verfahren spezialisiert. Das Team führt in Ulm Haaranalysen nach Drogendelikten durch.
"Haare speichern Fremdstoffe wie z.B. Drogen im Laufe des Wachstums wie ein Fahrtenschreiber und sind deshalb derzeit das Mittel der Wahl für den Beleg der Abstinenz. Wir merken aber, dass vielen betroffenen Personen im Vorfeld der MPU bezüglich der Nachweis-Möglichkeiten vertrauensbildende Aufklärung fehlt", so Dr. Silke Süße, Geschäftsführerin von DG Drogencheck. Mit einem anschaulichen Faltblatt schließt das junge Unternehmen bundesweit nun diese Lücke. Das Informationsmaterial wird bei den jeweiligen Führerscheinstellen kostenfrei ausgelegt.
(DG Drogencheck)
* Die Neurobiologie * von Sucht und Abhängigkeit
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Abhängigkeit und Suchtverhalten ist
ein Zustand, in dem die Balance zwischen zwei neuronalen Systemen aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Diese Störung führt dazu, dass Drogensüchtige angesichts der kurzfristigen Belohnung durch die Droge quasi blind werden für die langfristigen Konsequenzen des Missbrauchs. Hirnforscher untersuchen seit einiger Zeit, was sich im Gehirn abspielt, wenn Menschen Entscheidungen treffen. Bedeutsam sind solche Untersuchungen auch für ein besseres Verständnis der Drogenabhängigkeit. Denn bei vielen Abhängigen sind diese Prozesse gestört.
Wenn sie sich für eine Handlung entscheiden können, die mit einer sofortigen Belohnung verbunden ist, blenden sie die in der Zukunft liegenden negativen Folgen dieser Handlung aus. Der kurzfristige Kick
wiegt mehr als der Verlust des Arbeitsplatzes oder Probleme in der Familie sowie andere negative Folgen des Drogenmissbrauchs.
"Die Fähigkeit, zukünftige Folgen einer Handlung angemessen bei einer Entscheidung zu berücksichtigen, ist bei Drogenabhängigen zu schwach ausgebildet," erklärt der amerikanische Suchtforscher Professor Antoine Bechara, der an der Universität von Südkalifornien in Los Angeles und an der Universität von Iowa in Iowa City forscht.
Die Hypothese, die Bechara auf dem Kongress der Hirnforscher in Wien präsentiert, lautet: Sucht ist ein Zustand, in dem ein Mensch wenn es um den Gebrauch einer Droge geht, blind wird für die langfristigen Folgen seiner Entscheidung. Eine gestörte Balance zwischen zwei neuronalen Systemen sei dafür die Ursache.
Bei diesen zwei Systemen handelt es sich zum einen um das "impulsive System", das vom Mandelkern (Amygdala) gesteuert wird, der bei der Verarbeitung von Emotionen eine Rolle spielt. Dieses System vermittelt die unmittelbare Erfahrung von Schmerz oder Belohnung bei einer Handlung. Bei dem anderen System handelt es sich um ein reflektives System, gesteuert vom Vorderhirn, das die positiven oder negativen Folgen einer Handlung in der Zukunft antizipiert. Normalerweise behält dieses reflektive System die Oberhand. Gleichwohl ist diese Kontrolle nicht absolut: Eine Überaktivität im impulsiven System kann das reflektive System überrennen. Drogen könnten dabei eine Rolle spielen, indem sie die Selbstregulationsfähigkeit dieser Balance stören.
Ähnliche Entscheidungsdefizite wie Drogenabhängige haben auch Patienten, bei denen ein bestimmter Teil des Vorderhirns, der so genannte ventromediale prefrontale Cortex (VMPC), geschädigt wurde. Die Patienten erholen sich zwar wieder, Intelligenz, Gedächtnis, Sprache und Bewegungsfähigkeit sind unbeeinträchtigt, aber ihr Verhalten ändert sich. Sie können ihren Tag nicht mehr effektiv planen und haben Probleme, sich richtig zu entscheiden. Ihre Entscheidungen haben für sie langfristig daher oft nachteilige Folgen. Außerdem verlieren die Betroffenen die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen.
Untersuchen können Experten diese Beeinträchtigungen bei Entscheidungsprozessen seit einiger Zeit mit einem speziellen Test, dem "Iowa-Gambling-Task". Die Testpersonen müssen sich dabei entscheiden, Karten aus vier Kartenstapeln (engl. "Deck") zu nehmen, die jeweils mit einem unterschiedlich hohen Gewinn verknüpft sind. Nach jeder Entscheidung erfahren die Spieler, wie viel sie gewonnen oder verloren haben. Gesunde Menschen lernen dabei sehr schnell jene Kartenstapel zu meiden, die mit kurzfristigen Gewinnen, aber größeren Verlusten in der Zukunft verbunden sind. Anders die Patienten mit einer Störung ihrer Entscheidungsfähigkeit: Ihnen gelingt es zumeist nicht, die für sie vorteilhafte Entscheidung zu treffen.
Wenn Drogenabhängige diesen Test machen, sind die Ergebnisse zumeist ähnlich. Dies könnte unter anderem daran liegen, vermuten Bechara und seine Kollegen, dass VMPC-Patienten und Drogenabhängige jenen Zustand verstärkter emotionaler Anspannung nicht empfinden, der bei gesunden Menschen eine riskante Entscheidung begleitet. Diese "somatischen Marker" bilden sich durch frühere Erfahrungen mit Belohnung und Bestrafung heraus. Sie müssen nicht unbedingt bewusst wahrgenommen werden, sondern können ihre Wirkung auch im Unterbewusstsein entfalten. Allerdings gibt es auch Drogenabhängige, deren Verhaltensprofil im Test nur teilweise mit dem der VMPC-Patienten übereinstimmt. "Drogenabhängige, deren Profil mit dem von VMPC-Patienten übereinstimmt, dürften es schwerer haben, von ihrer Sucht loszukommen, als jene, deren Profil nur teilweise mit dem der Patienten übereinstimmt", vermutet Pechara.
Darüber hinaus belegen die Untersuchungen der Forscher, dass nicht bei allen Drogenabhängigen die Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt ist. Und es gibt auch gesunde Menschen, die im Text Verhaltensprofile zeigen, die denen von VMPC-Patienten ähneln. Diese könnten, vermuten Sechara und seine Kollegen, besonders anfällig für Drogenmissbrauch sein.
Vor allem betonen die Wissenschaftler, dass das Vorderhirn, der Sitz des reflektiven neuronalen Systems, erst im Laufe des Erwachsenwerdens bis zum 21. Lebensjahr ausreift. Darum könnte ein früher Drogenkonsum das Risiko für Defizite bei der Impulskontrolle erhöhen. Allerdings kann Drogenkonsum alleine solche Defizite nicht auslösen, möglicherweise aber verstärken. "Unsere Hypothese lautet", so die Forscher, "dass Schwächen der Entscheidungsfindung bei Drogenabhängigen nicht das Produkt des Drogenkonsums sind, sondern dass diese Defizite den Weg zur Abhängigkeit bahnen."
Die FENS (Federation of European Neuroscience Societies) wurde 1998 gegründet mit dem Ziel, Forschung und Ausbildung in den Neurowissenschaften zu fördern sowie die Neurowissenschaften gegenüber der Europäischen Kommission und anderen Drittmittelgebern zu vertreten. FENS ist der Europäische Partner der Amerikanischen Gesellschaft für Neurowissenschaften (American Society for Neuroscience). Die FENS vertritt eine große Zahl europäischer neurowissenschaftlicher Gesellschaften und hat rund 16.000 Mitglieder.
(Ritzert, idw)
* Jugendliches Rauschtrinken *
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Konsum, Missbrauch und sogar Abhängigkeit von Alkohol bei Kindern und Jugendlichen nehmen deutlich zu, obwohl in der Gesamtbevölkerung der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol in den letzten Jahren rückläufig war.
Nach neuesten Untersuchungen nehmen 12- bis 25-Jährige pro Woche durchschnittlich etwa 69 Gramm reinen Alkohol zu sich. Das entspricht einer Menge von knapp 3,5 Litern Bier. Im Jahr 2001 waren dies noch 54 Gramm.
Außerdem: Mehr als ein Drittel der Jugendlichen verhält sich riskant im Sinne von "Rauschtrinken", 34 Prozent haben in den letzten 30 Tagen mindestens einmal fünf oder mehr alkoholische Getränke hintereinander konsumiert, was im internationalen Sprachgebrauch als "binge drinking" bezeichnet wird. Dementsprechend hatten knapp 40 Prozent in den letzten zwölf Monaten ein- oder mehrmals einen Alkoholrausch. Das Durchschnittsalter für den ersten Alkoholrausch liegt mittlerweile bei 15,5 Jahren.
Der Trend zu gezieltem Rauschtrinken, die dabei konsumierten "Alkopops" und die alarmierende Zunahme kindlicher Alkoholvergiftungen werden inzwischen gesellschaftlich breit diskutiert. Dies führte bereits 2003 zur Novellierung des Jugendschutzgesetzes und 2004 zur gezielten Besteuerung von Alkopops. Seither ging der Konsum dieses "Einstiegsgetränkes" bei den Jugendlichen deutlich zurück. Das Ausmaß dieses Problems wurde inzwischen in mehreren epidemiologischen Querschnittserhebungen ausführlich beschrieben. Jedoch weiß man noch wenig darüber, welche Bedeutung kindlicher und jugendlicher Alkoholmissbrauch für das spätere Leben hat.
(Quelle: DGPN)
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