Kranker für Kranke * Besinnliches * Mensch und Tier *




Freude mit der Streichelbande


Ehrenamtliche Helfer:
Haustiere sind die
besten Therapeuten
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Fany, Henry, Amadeus und Flocke haben volle Terminkalender.
Sie arbeiten als ehrenamtliche Helfer in Behinderteneinrichtungen, Kinderhospizen, Krankenhäusern und Altenheimen.
"Sie bringen so viel Freude ins Haus!", heißt es überall.
Das Besondere: Sie sind auf vier Pfoten unterwegs.


"Besuchshund" steht auf Fanys Hundegeschirr.
Der Airedale Terrier ist auf dem Weg zum wöchentlichen Besuchstermin im Münchner Altersheim "Horst-Salzmann-Zentrum".
Fanys Frauchen, Christine Hankewitz, gehört zum Münchner Verein "Streichelbande e.V.", der Besuchsdienste für therapeutische und klinische Einrichtungen vermittelt.
Heute wird Fany von Amadeus begleitet.
Der große, schwarze Rüde teilt sich mit der Terrier-Dame zwei wichtige Eigenschaften: Er ist gutmütig und bestechlich.
Wir arbeiten bei Fany und Amadeus mit "Leckerlis", damit die Hunde leichter auf die Menschen zugehen, erläutert Hankewitz.

Viele der Bewohner im "Horst-Salzmann-Zentrum" leiden an Demenz, einige sind hoch betagt, die Kommunikationsfähigkeit ist bei vielen nur noch gering.
Deshalb ist es im Aufenthaltsraum normalerweise eher ruhig, nur ein Radio dudelt leise vor sich hin.
Doch mit dem Eintritt von Fany und Amadeus ändert sich das, jetzt kommt ein klein wenig Bewegung in die Menschen.
Das eine oder andere Augenpaar folgt den Hunden aufmerksam.
Und zögernd streckt sich auf einmal die Hand einer Bewohnerin aus: "Da ist ja meine Kleine!"
Christine Hankewitz legt ein Leckerli in die zitternde Rechte der alten Dame, die stockend sagt: "Auch Hund gehabt."
Fany holt sich ihr Leckerli ab.
Die Dame lächelt ganz still, während die Hand im weichen Hundefell versinkt.


Streicheln hilft und heilt
Nur wenige Bewohner ergreifen von sich aus die Initiative und locken die Hunde heran.
Wenn Fany und Amadeus ihre Runden drehen, ist es oft nur ein Blick, der sich einen Augenblick auf die Hunde konzentriert, oder ein Leuchten, das kurz über ein altes Gesicht huscht.
Auf manche Bewohner geht Christine Hankewitz deshalb zu: "Mögen Sie Hunde?", fragt sie dann, "möchten Sie ihn einmal streicheln ?"
Damit das funktioniert, legt sich Frauchen selbst das Leckerli auf die Hand, ganz nah bei der Hand des Angesprochenen, der von der weichen Hundenase angestupst wird, um auch noch die dazu gehörenden Streicheleinheiten abzuholen.

Mediziner weisen auf den positiven Einfluss von Tieren in der Pflege und Betreuung von alten Menschen und Schwerkranken hin.
Der Therapieerfolg ist bemerkenswert, gerade auch bei Dementen, wie Studien aus den USA belegen.
Durch Berührung und Nähe können Tiere längst verschüttete Erinnerungen hervorrufen.
Manchmal helfen sie sogar, Worte aus der Zeit vor dem Vergessen wiederzufinden.
Christine Hankewitz ist wie alle ehrenamtlichen Mitglieder der "Streichelbande" keine ausgebildete Therapeutin.
Das ist auch gar nicht nötig: "Am wichtigsten ist es, ein Herz für die Sache zu haben und offen auf die Menschen zuzugehen.
Das, was zurückkommt, wiegt das bisschen Zeitaufwand tausendmal auf."
Fany und die anderen Besuchshunde mussten lediglich einen so genannten "Wesenstest" bestehen, bei dem eine Therapiehundeausbilderin Kriterien wie Gehorsam oder Schreckhaftigkeit prüft - keine große Herausforderung für einen einigermaßen erzogenen Hund.
Eine weitere Voraussetzung ist, dass der Hund alle üblichen Impfungen hat.


Tiere sind gesund
Auch wegen Hygienevorschriften muss keine Einrichtung Bedenken haben, wie medizinische Untersuchungen belegen: Ein Jahr lang ließen Wissenschaftler in den USA Heimbewohner regelmäßig Kontakt zu tierärztlich kontrollierten Tieren halten, und in keinem Fall konnte eine Krankheitsübertragung von Tier auf Mensch festgestellt werden.
Im Gegenteil: Waldi & Co. tragen sogar zur Stabilisierung des Immunsystems bei.
Schmerzpatienten brauchen weniger Medikamente, denn ein Tier zu streicheln, setzt im Hirn schmerzhemmende Endorphine frei.
Tierbesitzer haben auch weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle, und wenn sie doch betroffen sind, dann erholen sie sich schneller als Nicht-Tierbesitzer.
Insgesamt sind Haustiere also für die Gesundheit sehr empfehlenswert, wie auch das Kuratorium Deutsche Altenhilfe bestätigt.

Weitere gesunde Tiereffekte können sein: Blutdruck- und Pulssenkung, motorische Aktivierung, Reduktion von Ängsten oder Aufhebung von Einsamkeit und Isolation.
Die positive Wirkung hat sich auch im Horst-Salzmann-Zentrum herumgesprochen: Seit die Streichelbande regelmäßig das Altersheim besucht, fragen die Mitarbeiter an: Frau L. ist in letzter Zeit immer so traurig und verschlossen, ob Amadeus vielleicht zur Aufmunterung vorbeischauen könnte?
Und anschließend Herrn M. besuchen, der nach einem Krankenhausaufenthalt nicht mehr so recht auf die Beine kommt?
"Bei jedem Besuch ist die Liste der Bewohner länger, zu denen wir unbedingt gehen sollen", erzählt Hankewitz.

Sie achtet sorgfältig darauf, dass sie den Vierbeinern nicht zu viel zumutet: "Diese Besuchstermine sind für die Hunde anstrengend.
Nach ungefähr eineinhalb Stunden sind sie erledigt.
Dann müssen wir aufhören, damit sie nicht die Lust verlieren."
Deshalb wünscht sie sich, dass die Zahl der Besuchshunde noch größer wird: "Der Bedarf ist riesig, unser Verein bekommt sehr viele Anfragen."

Viele alte Menschen haben immer mit Tieren gelebt und vermissen ihre Gefährten.
Leider ist in Pflegeeinrichtungen aber Haustierhaltung oft nicht erlaubt, da sich die Bewohner nicht mehr selbst um ihre Lieben kümmern können.
Umso wichtiger sind die ehrenamtlichen Besuchsdienste.
Nicht nur Hunde sind dafür geeignet, auch mit Kaninchen, Hasen und Meerschweinchen wurden schon gute Erfahrungen gemacht.
Gerade wenn ein Mensch alt oder sehr krank ist, helfen Tiere, Brücken zu bauen.
Egal, ob das Gegenüber betagt oder jung, gesund oder krank, mit oder ohne Handicap ist, ein Tier begegnet dem Menschen ohne Vorurteile.
Tierpsychologen nennen das den "Aschenputtel-Effekt".
Christine Hankewitz von der Münchner "Streichelbande" drückt es schlichter aus: "Die Hunde bringen Freude."
Sie kommt gerade mit Fany aus dem Zimmer einer bettlägerigen, fast 90-jährigen Bewohnerin.
Heute hat sie ihren persönlichen Schatz gezeigt: ein großes Foto von sich und Fany, das neben ihr im Nachttisch liegt.
Der Besucherin vertraut sie an: "Wenn ich lachen will, hole ich mir das heraus!"


Info
Wer Lust hat, mit seinem Tier ehrenamtliche Besuchsdienste in Einrichtungen für alte, kranke und behinderte Menschen zu übernehmen, kann sich an einen der etwa 800 Vereine für Tierbesuchsdienste in Deutschland wenden.
Tierschutzvereine oder Tierärzte vermitteln Kontakte zu örtlichen Vereinen (in München z.B. Infos unter www.streichelbande.de).
Einen Überblick bietet auch die Internetseite
"Tiere helfen Menschen e.V." www.thmev.de.


Freude mit der Streichelbande


* Quelle *
* © Autorin Dr. Bettina Schubarth *
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Vorerst ist hier mal Schluss

Im Laufe des Jahres kommen immer noch weitere besinnliche Geschichten hinzu.
Eben als immer mal wieder bei Kranker für Kranke nachsehen.




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