Ich würd' gern mein Leben in Scheiben aufschneiden
dann hätt ich einen Stapel zum Beispiel fürs Leiden
Den nähme ich mir - ohne ihn zu verlieren
und würde ihn erst einmal tiefgefrieren
Den Haufen mit Freude und kullerndem Lachen
würde ich generell zum Hauptstapel machen
Diesen Vorrat halte ich mir niemals zu klein
denn Freude sollte ausreichend abrufbar sein
Krankheitsaufschnitte leg ich sanft in ein Kästchen
den Schlüssel dazu verberg' ich im Westchen
Doch weiß ich gewiß, daß trotz Schloss sie entkommen
nun gut, dann wird eben eine Krankheit "genommen"
Die Tränen, die Ängste und all' meine Sorgen
die Scheiben reserviere ich mir für das Morgen
Aber auch jene sind zu gerne flüchtig und laufen
mich eines Tag's unverhofft über den Haufen
Am wenigsten brauch ich den Liebeskummer
er bringt bei Nacht mich um den redlichen Schlummer
Auf ihn will ich wirklich recht gerne verzichten
drum werd ich die Scheiben am besten vernichten
Dezimiert, verräumt und tiefgefroren
hab dabei einen Teil meines Lebens verloren
Ich denke die Einheit des Lebens macht Sinn
und nicht das Stückeln und Wühlen darin
Schmucklose graue Häuserzeile
aus Vorderfenstern gähnt Langeweile
Gesichtslose blinde Billigscheiben
nichts verführt Menschen zum Stehenbleiben
Zum Hinterhof die Fenster weit offen
kauernde Nähe gelebt und betroffen
Verbeulte Mülleimer in Reih und Glied
von irgendwoher jault ein Grammophonlied
Liebesknarren auf Lattenrosten
Kullernde Flaschen - gröhlendes Prosten
Kinderschreien durchdringend und schrill
im Hinterhof verkohlt ein Schaschlik am Grill
Schlurfende Schritte durch dunkle Gänge
unaufgelegte Hinterhofenge
Sex und Liebe campieren neben Gewalt
Löwenzahn sprengt porösen Asphalt
Hundegebell und Vogelgesang
schrill quietscht das Tor zum Hofeingang
Sonnenlicht lehnt sich an südliche Fenster
aus Ecken grinsen Schattengespenster
Geruchsorgien schwängern die schwül-warme Luft
Windelwind kämpft gegen Schweinsbratenduft
Kein Hinterhofleben mit Zille-Idylle
Tristes Vergraben in Hinterhofhülle