* Die alte Ruine II *
Schwer lasten die Jahrhunderte
auf morschen Mauerstücken
Ein Mondstrahl webt von Wand zu Wand
gar feine Silberbrücken
Wenn leis der Wind vom Norden weht
vernimmst du Festgesänge,
kreischende Frauen, Kindsgeplärr
Jahrmarktsschall der Menge
Zur Laute singt der Troubadour
das Hohe Lied der Frau
Schausteller ziehn den Vorhang auf
locken zur Feuerschau
Ein Kesselflicker bärenstark
mit trutzig wildem Blick
verhöhnt den alten Quacksalber
und packt ihn am Genick
Fahrendes Volk hält heute Staat
Bettler und bunte Huren
Soldaten ziehen lüstern um
folgen der Weibsleut Spuren
Pechfackeln werfen irre Schatten
ein Wachtmann sich postiert
das Narrentreiben spitzt sich zu
so gänzlich ungeniert
Humorig-derb ist's auf der Burg
wenn Spielleut nachts agieren
Die alte Magd legt gern sich um
sie hat nichts zu verlieren
Der Markt, das Spiel, die Liebelei
am Morgen sie verstummen
die Morgensonne fegt sie fort
Ruinen-Erinnerungen
© Schlossfee 16.05.2006